FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

gezeigt, wie investieren nicht geht“, scherzt Leidman. „Ich gehörte auch nicht zu den Glück- lichen, die schon früh wissen, was sie ein- mal werden wollen“, sagt er. Nach dem Abitur beschließt er, Wirtschaftswissen- schaften zu studieren, und zieht dafür nach Moskau. Seine Faszination für das Portfoliomanagement entdeckt er erst, als er in London bereits ins Berufsleben ein- getaucht ist. In die britische Hauptstadt kommt Konstantin Leidman 1999, um seinen Moskauer Studienabschluss um einen Master in Bankwesen und Finanzen zu ergänzen. Als er ihn in der Tasche hat, steigt er bei der UBS ins Kreditrisikoma- nagement ein. „Ich hatte schon während des Studiums in der Finanzpresse viel über die glamourösen Starfondsmanager dieser Welt und ihre Erfolge gelesen“, berichtet /HLGPDQ 'LHVH *HVFKLFKWHQ ljQGHW HU spannend, doch erst als er als Investment- banker bei der UBS die Gelegenheit hat, immer wieder Londoner Hedgefonds- PDQDJHU ]X WUHȬHQ LVW HU VR EHHLQGUXFNW dass er beschließt, selbst ins Portfolioma- nagement zu wechseln. Im St. James’s Park tummeln sich an diesem sonnigen Vormittag Touristen, auf den Wiesen wird gepicknickt, Kinder WREHQ ĞEHU GLH 6DQGZHJH Ľ,FK ljQGH HV schön, mittags hier ein bisschen zu laufen, das macht den Kopf frei“, sagt Konstantin Leidman. Umden Kopf freizubekommen, macht er außerdem Yoga, einige Jahre lang hat er auch für Marathonläufe trai- niert. „2008 bin ich den London-, 2012 den Berlin-Marathon gelaufen, und 2019 war ich in Sankt Petersburg dabei“, erzählt Leidman. Im Moment plant er keinen Lauf. Neben Beruf und Familie bleibt für Hobbys nicht viel Zeit. „Als ich mich entschieden hatte, Port- foliomanager zu werden, bin ich 2006 bei der UBS ins Asset Management gewech- selt“, sagt Leidman, als es aus dem Park und in Richtung Buckingham Palace geht. Dort ist er schon bald für alle Anlei- henfonds mitverantwortlich. Die nächste Station ist Schroders. Zwischen 2012 und 2019 sammelt er hier viel Erfahrung im Managen von High-Yield-Strategien. Und dann kommt der Anruf von Wellington. „Bei Wellington managen mein Team und ich zahlreiche Rentenfonds und Mandate, die beiden wichtigsten Strate- gien sind aber der Global High Yield Bond Fund und der Euro High Yield Bond Fund“, sagt Leidman. Für den euro- päischen Hochzinsfonds, der breit über viele Sektoren hinweg investiert, suchen er und sein Team ständig nach Unter- nehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, deren Anleihen mit Ratings unterhalb von Investment Grade eingestuft sind. Auch „Fallen Angels“, also Bonds, die einst eine Investment-Grade-Bewertung hatten, dann jedoch herabgestuft wurden, kommen infrage. Der „S-Faktor“ Die Auswahl der Papiere beginnt mit einer fundamentalen Prüfung, die 16 Kreditanalysten mit durchschnittlich 17 Jahren Erfahrung vornehmen. Damit ein Bond in die „nächste Runde“ kommt, muss das Unternehmen strengen Anfor- derungen an den „S-Faktor“ genügen, wie Leidman es nennt. Gemeint ist das „S“, das im Kürzel „ESG“ für „Social“ steht. „Wir schauen darauf, dass Firmen mit ihren Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern, kurz: mit allen Stakeholdern gut umge- hen“, sagt Leidman. Denn nur dann könne ein Geschäftsmodell auf lange Sicht erfolgreich sein. „Nicht zuletzt bewerten wir Märkte und Sektoren sehr gründlich“, sagt der High-Yield-Manager. Alles in allem soll der Investmentansatz in erster Linie dazu führen, konzentrierte Kreditausfälle zu vermeiden. „Alpha wollen wir für unsere Anleger erzielen, indem wir in Unternehmen investieren, die der Markt etwa aufgrund aktueller Entwicklungen abgestraft hat, » Ich bin nicht einer dieser Portfoliomanager, die schon mit 14 Jahren ihre ersten Aktien gekauft haben. « Konstantin Leidman, Wellington 124 fondsprofessionell.de 3/2025 PORTRÄT Konstantin Leidman | Wellington Management FOTOS: LIAM BAILEY FÜR FONDS PROFESSIONELL Vor einer Mall in der Nähe des Londoner Wellington-Standorts: Konstantin Leidman (hier mit FONDS professionell Redakteurin AndreaMartens) fährt jedenMorgenmit seinemMotorroller zur Arbeit. Er wohnt mit seiner Familie nicht weit vomZentrumentfernt und braucht meist nur 20Minuten.

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