FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

WohaltenSiesichsonst nochzurück? Grundsätzlich vorsichtig agieren wir auch im Versorgerbereich, da auch hier die regulatorischen Rahmenbedingungen KÌXljJ ]X QLHGULJH 5HQGLWHQ HU]ZLQJHQ und Investitionen abwürgen. In manchen Ländern beobachten wir allerdings, dass die Renditen sich zu verbessern beginnen. So etwa bei National Grid in Großbritan- nien oder potenziell auch bei Infrastruk- turbetreibern in Spanien. Wenn dieses Umfeld investitionsfreundlicher wird, engagieren wir uns entsprechend stär- ker. Chemie ist ein weiteres Beispiel für eine Branche, in der sich fundamental etwas ändern muss, ehe wieder attraktiv investiert werden kann. Hier haben viel zu hohe Energiekosten insbesondere in Deutschland großen Schaden angerichtet. Wiesteht esaktuell umBankenundFinanz- werte insgesamt? In der Branche war ja in den letztenJahreneiniges inBewegung. Absolut. Interessanterweise hatten wir 2020 keine Banken im Portfolio, aber ab 2021 haben wir unsere Position schnell und entschlossen auf- und ausgebaut. Wir haben damals gesehen, dass nach 15 Jah- ren Schuldenabbau, insbesondere in den ehemaligen Eurokrisenländern, und nach mehreren Wellen der Konsolidierung Finanzinstitute sehr viel stabiler und risi- koärmer aufgestellt sind als früher. Heute machen Banken etwa 22 Prozent unseres Portfolios aus, darunter viele südeuropäi- sche Banken sowie nordeuropäische Insti- tute wie Nordea. WennSiesagen,dassIhrInvestmentprozess aufdemBottom-up-Prinzipmit„hoherÜber- zeugung“ basiert: Wie steuern Sie Risiken, wievermeidenSieKlumpenrisiken? Wir nutzen quantitative Risikomodelle, insbesondere den sogenannten Tracking Error, also die Abweichung des Portfolios von einem Index. Anders gesagt: Wir PD[LPLHUHQ EHZXVVW GDV DNWLHQVSH]LljVFKH Risiko, unser Portfolio soll sich eben signi- ljNDQW YRP ,QGH[ XQWHUVFKHLGHQ $EHU GLH Risikoquellen sollen zu einem Großteil DXI XQWHUQHKPHQVVSH]LljVFKH QLFKW DXI makro- oder stilbedingte Faktoren zurück- zuführen sein. Wir versuchen, Faktoren wie Beta, Volatilität undMomentum, aber auch Sektor- oder Länderzugehörigkeit zu begrenzen, und achten darauf, dass kein einziger dieser Faktoren mehr als zehn Prozent des Gesamtrisikos ausmacht. Ziel ist ein Portfolio, dessen Wertentwicklung maßgeblich von den Erfolgen der einzel- nen Unternehmen abhängt. Manhat denEindruck, dass es nicht nur ein sicherstetsvorhandenerBerufsoptimismus ist,derSiezuversichtlichindieZukunftEuro- pasundseinerAktienmärkteblicken lässt. Das freut mich. Denn am Ende bringt es natürlich auch niemandem etwas, einfach nur blauäugig nach vorn zu schauen, im Gegenteil: Am wichtigsten ist mir, dass wir alle als Marktteilnehmer in Europa durchaus Selbstkritik üben und uns vor allem ehrlich machen, statt an Wunsch- bildern festzuhalten. Es gibt mit Sicherheit viele Potenziale, aber wir dürfen sie nicht durch Bürokratie, Intransparenz und politische Kurzschlüsse verspielen. Aber von einem bin ich überzeugt: Wer als Anleger langfristig strukturell denkt und bereit ist, manchmal gegen den Strom zu schwimmen, wird auch weiterhin gute Chancen an den europäischen Kapital- PÌUNWHQ ljQGHQ VielenDank für dasGespräch. HANS HEUSER FP KURZ-V I TA : Niall Gallagher Seit Mai 2025 verantwortet Niall Gallagher die European- Equities-Strategie bei Jupiter Asset Management. Zuvor war er von 2009 bis 2024 als leitender Manager für europäische Aktienfonds bei GAM tätig. Seine Lauf- bahn begonnen hat er bei Blackrock, wo er neun Jahre kontinentaleuropäische Aktienstrategien gemanagt hat, bevor er zwei Jahre lang für T. Rowe Price tätigwar. » Wer langfristig denkt und bereit ist, manchmal gegen den Strom zu schwimmen, wird gute Chancen an Europas Kapitalmärkten finden. « Niall Gallagher, Jupiter AM FOTO: © NIGEL DICKINSON FÜR FONDS PROFESSIONELL MARKT & STRATEGIE Niall Gallagher | Jupiter Asset Management 142 fondsprofessionell.de 3/2025

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