FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025
Ende 2026 oder Anfang 2027 wieder bei zwei Prozent liegen werden. Dann sollten sich auch die Zinsen bei etwa zwei Pro- zent einpendeln. MitBlickaufdieWirtschaftEuropassindSie positivgestimmt.InwelchenSektorensehen SiederzeitChancenbeieuropäischenUnter- nehmensanleihen? Ich sehe viele Chancen. Wer bereit ist, ein wenig ins Risiko zu gehen, bekommt das in Europa nach wie vor gut bezahlt. Nehmen wir zum Beispiel den Banken- sektor. Seit der globalen Finanzkrise ist die Regulierung mit den Basel-Abkom- men viel strenger geworden. Banken sind KHXWH GD]X YHUSijLFKWHW PHKU (LJHQNDSLWDO und solches mit höherer Qualität vorzu- halten. Das hilft uns als Anleihengläubi- ger ungemein. Wir mögen besonders den Tier-2-Bereich, also nachrangig besi- cherte Bonds, die im Fall der Fälle gleich nach dem Eigenkapital haften. Da hat die Regulierung quasi für ein dickeres Sicher- heitspolster gesorgt. Bei solchen Papie- ren bekommen wir gute Risiko-Spreads, obwohl die Banken sicher dastehen. In den vergangenen zwölf Monaten haben wir viel im europäischen Automobilsek- tor investiert, obwohl dieser zuletzt meist eher für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Viele Unternehmen verfügen aber über starke Bilanzen. Wir haben weltweit fast 30 Analysten, die die Firmen seit Jahren verfolgen. Daher können wir mit Zuver- sicht in diesen Sektor investieren. Werfen wir einen Blick in die Vereinigten Staaten. Wie bewerten Sie aktuell die Aus- sichtenvonUS-Bonds? Ich denke, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins in diesem Jahr noch zwei- mal und 2026 weiter senken wird. Ent- sprechend haben wir die Duration von US-Anleihen in unseren Fonds aufgebaut. Es herrscht immer noch die Befürchtung, dass die Zinsen für langlaufende Treasu- ries aufgrund der starken Verschuldung der USA hoch bleiben könnten. Wir mögen daher den „Belly of the Curve“, den Bauch der Kurve, also fünf- bis sieben- jährige Bonds. Hier haben wir uns zuletzt breit aufgestellt. Wir sehen gute Chancen, dass dieser Teil des Marktes von Zinssen- NXQJHQ GHU )HG SURljWLHUHQ ZLUG $XFK LQ den USA halten wir den Banken- und den Automobilsektor für vielversprechend. VieleLänder inderEuropäischenUnionund dieUSAhabenriesigeSchuldenbergeaufge- baut.Wiekönnendieseabgetragenwerden? Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht sollte man eher überlegen, wie man dafür sorgt, dass die Schuldenberge nicht noch größer werden. Einen wesentlichen Anteil an der Verschuldung haben in vielen Län- dern die Rentensysteme und das explodie- rende staatliche Gesundheitswesen. Die Menschen gehen früh in Rente, leben aber » Eigentlich müsste man das Rentenalter heraufsetzen und die ineffizienten Gesundheits- systeme reformieren. « Tatjana Greil-Castro, Muzinich FOTO: © LIAM BAILEY FÜR FONDS PROFESSIONELL fondsprofessionell.de 3/2025 153
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