FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

länger als noch vor etwa 50 Jahren. Doch die höhere Lebenserwartung hat wenig mit einer wirklich besseren Gesundheit zu tun, sie ist vielmehr teuer erkauft. Eigent- lich müsste man das Rentenalter herauf- VHW]HQ XQG GLH LQHȯ]LHQWHQ *HVXQGKHLWV- systeme reformieren. Aber ich sehe poli- tisch kaum Chancen dafür, soziale Netze abzubauen. Daher sollte man das Übel an der Wurzel packen und bereits junge Leute in der Schule über wirklich gesunde Ernährung aufklären. Darüber wissen wir immer noch viel zu wenig. So ließe sich vielen Krankheiten vorbeugen, Gesund- heitskosten könnten langfristig gesenkt werden. Eine geringere Verschuldung der Länder würde auch zu stabileren Ratings von Staatsanleihen führen. In Deutschland steht eher zu befürchten, dassBundesanleihenihrTopratingverlieren. Schließlichhat dieRegierung ihreSparpoli- tik aufgegeben, die Verschuldung wird auf Jahrehinausdeutlichsteigen. Angesichts der aktuellen Entwicklung und Ausgabenankündigungen sehe ich keinen Grund für eine Herabstufung. Wir gehen nach den über den Erwartun- JHQ OLHJHQGHQ ,QijDWLRQV]DKOHQ LQ (XURSD davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik in absehbarer Zukunft unverändert und den Einlagensatz bei 2,0 Prozent belas- sen wird. Anders als andere Staaten hat Deutschland immer noch Raum, den Ver- schuldungsgrad zu erhöhen, die Finanzie- rungskosten sind nach wie vor attraktiv. 8QG LFK HUZDUWH GDVV GLH VFKXOGHQljQDQ- zierten Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur zu Wachstum führen wer- den. Daher bin ich in dieser Beziehung nicht so pessimistisch. Sie haben das Thema gesunde Ernährung angesprochen, ein Aspekt, der für eine nachhaltige Entwicklung sicher eine wich- tige Rolle spielt. Sie sind eine leidenschaft- liche Verfechterin von Nachhaltigkeit. Wel- cheÜberlegungen treibenSiean? Beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht nur darum, die Erde zu erhalten, es geht um unsere Zivilisation. Die westlichen Industrienationen haben in den vergan- genen 50, 60 Jahren so viel aufgebaut, wir haben heute so viel Komfort, so viele Annehmlichkeiten. Aber beim Aufbau dieses Komforts wurde von falschen Vor- aussetzungen ausgegangen. Wir haben angenommen, dass sich unser Klima nicht verändern wird. Wir sind in einer Sack- gasse gelandet, aus der wir herauskom- men müssen, wenn wir all die Annehm- lichkeiten für uns und die kommenden Generationen erhalten wollen. Wir sind Teil der Natur, und wir müssen einfach schauen, wie wir auch künftig auf unse- remPlaneten gut leben können. Natürlich spielt Nachhaltigkeit auch für mich als Anleiheninvestorin eine wichtige Rolle. Inwiefern? Man muss genau beobachten, was Unter- nehmen tun, um ihre Geschäftsmodelle trotz veränderter Klimabedingungen sta- bil zu halten. Wenn es zumBeispiel in der Champagne zu heiß für den Weinanbau wird, müssten Champagnerhersteller in andere Regionen ausweichen. Aber dann wäre Champagner kein Champagner mehr. Es gibt viele Szenarien dieser Art. Für mich als Investorin ist wichtig, dass VLFK HYHQWXHOO EHWURȬHQH )LUPHQ GDUDXI vorbereiten. Ich mache mich auch dafür stark, dass Investitionen in Natur also sol- che in die Bilanz aufgenommen werden können, statt als Kosten durch die Ertrags- rechnung zu laufen. Solange Investments in die Natur nicht als Investitionen gelten XQG ljQDQ]LHUW ZHUGHQ NĆQQHQ VLQG VLH Ausgaben, die zulasten der Erträge gehen. Sie arbeiten derzeit an einer Strategie, die Schwellenländerbei derAnpassunganden Klimawandel und dessen Eindämmung finanziell unterstützen soll. Worum geht esdabei? » Wer bereit ist, ein wenig ins Risiko zu gehen, bekommt das in Europa nach wie vor gut bezahlt. « Tatjana Greil-Castro, Muzinich FOTO: © LIAM BAILEY FÜR FONDS PROFESSIONELL MARKT & STRATEGIE Tatjana Greil-Castro | Muzinich 154 fondsprofessionell.de 3/2025

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