FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

mehrfach bewährt, auch wenn es manch- mal schwer zu vermitteln ist, warum eigentlich Nichtstun rational sein soll. Wir haben sehr viele Szenarien zu möglichen +DQGHOVNRQijLNWHQ GXUFKJHUHFKQHW XQG uns am Ende entschieden, nichts zu tun, weil die Fundamentaldaten im Grunde intakt sind. Was bedeutet das in Über- oder Unterge- wichtungenübersetzt? Im Verlauf des Jahres haben wir Europa konstruktiv positiv gewichtet. Natürlich sind politische Entwicklungen, wie wir sie derzeit im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der über weite Strecken ohnehin schon schwachen Regierung in Frankreich erleben, oder auch die DXIJUXQG HLQHU 6WHXHUDȬÌUH GHU 9L]HUH- JLHUXQJVFKHljQ $QJHOD 5D\QHU QRWZHQ- dig gewordene Regierungsumbildung in Großbritannien so etwas wie Red Flags. $QGHUHUVHLWV VHKHQ ZLU GXUFKDXV HUPX- tigende strukturelle Veränderungen in Europa, etwa die Lockerung der Schul- denbremse in Deutschland oder allgemein steigende Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur. Das signalisiert meiner $XȬDVVXQJ QDFK HLQHQ QHXHQ ZLUWVFKDIWOL- chen Pragmatismus. Bestimmte Branchen wie Rüstungsunternehmen oder auch Finanzdienstleister erleben in Europa gerade eine Renaissance. UndaußerhalbdesAltenKontinents? ,Q GHQ 86$ EOHLEW GLH ZHLWHUH (QWZLFN- lung beim Handels- und Zollthema ein entscheidender Faktor. Hinzu kommt eine inzwischen erreichte hohe Bewertung der Technologiewerte. Ein gleichzeitig schwä- chelnder US-Dollar sowie Langfristzinsen, die auch nach einer zum Zeitpunkt unse- UHV *HVSUÌFKV YRQ YLHOHQ $NWHXUHQ LQ]ZL- schen erwarteten Zinssenkung auf einem relativ hohen Niveau bleiben werden, führen dazu, dass nach wie vor Kapital DXV GHQ 86$ DEJH]RJHQ XQG LQ DQGHUH Regionen investiert wird. Und auch in den Schwellenländern bleibt das Bewer- tungsniveau attraktiv, bei gleichzeitig nach ZLH YRU QDFKKDOWLJHU 1DFKIUDJHG\QDPLN Sie haben auf besondere Chancen inBrasi- lienaufmerksamgemacht. LehnenSie sich danicht zuweit aus demFenster bei anste- henden50-Prozent-Zöllen für dasLand? Einmal gleich vorweggeschickt: Unter den Schwellenländern stellen China und Indien das Wachstum Brasiliens natürlich nach wie vor in den Schatten. Das süd- amerikanische Land ist jedoch der welt- weit größte Nettoexporteur von Lebens- PLWWHOQ 8QG HV KDW JURĕH $QVWUHQJXQJHQ unternommen, um seine Handelspartner ]X GLYHUVLlj]LHUHQ XQG GDV PLW (UIROJ Ohne Zweifel haben die US-Handelszölle %UDVLOLHQ KDUW JHWURȬHQ (LQH $EJDEH YRQ 3UR]HQW DXI 5LQGijHLVFK XQG .DȬHH- H[SRUWH LQ GLH 86$ ZLUG GLHVH 6HNWRUHQ QDWĞUOLFK GHXWOLFK WUHȬHQ 8QG GDV LVW nur eine der zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen Präsident Lula bei den 2026 anste- henden Präsidentschaftswahlen konfron- tiert sein wird. Trotz solcher kurzfristigen Gegenwinde bleiben Brasilien wie auch DQGHUH 6FKZHOOHQOÌQGHU IĞU $QOHJHU VHOHN- tiv interessant. Wir haben jedenfalls attraktive Bewertungen ausgemacht, die durch weitere Trends gestützt werden. Noch einmal zurück zum angesprochenen Thema einer Verflechtung von Makroöko- nomie und Politik: Wie spiegelt sich das im aktuellenMarktumfeldwider? Wenn Sie so wollen, als ein sich selbst massiv verstärkender Trend. Deglobali- sierung, ESG-Standards, geopolitische Machtverschiebungen: Unter diesen Vor- zeichen funktioniert kein ökonomischer $XVEOLFN PHKU RKQH SDUDOOHO GD]X YHUODX- fende genaue Einordnung des politischen Rahmens. Gleichzeitig werden Zentral- banken und die Bereitschaft zur Krisen- » Wir haben sehr viele Szenarien zu möglichen Handelskonflikten durch- gerechnet und uns am Ende entschieden, nichts zu tun. « Anthony Willis, Columbia Threadneedle FOTO: © NIGEL DICKINSON FÜR FONDS PROFESSIONELL MARKT & STRATEGIE Anthony Willis | Columbia Threadneedle 186 fondsprofessionell.de 3/2025

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=