FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

intervention zu zunehmend wichtigen Taktgebern. Anders gesagt: Politische Unsicherheit ist das neue „Normal“. Und damit müssen wir in der Erarbeitung und Fortschreibung unserer Investmentstrate- gie einfach umgehen. Gerade die Deglo- balisierung verstärkt ja geopolitische Span- nungen und fordert den Investmentansatz immer wieder neu heraus. Das verlangt GLH %HUHLWVFKDIW ]X ijH[LEOHP 8PGHQNHQ und nicht zuletzt zur Anpassung. Stichwort Notenbankpolitik: Da steht vor allem die amerikanische Federal Reserve unter verschärfterBeobachtung. Was insofern kaum verwundern kann, als die Europäische Zentralbank nach vier Senkungen um insgesamt 100 Basis- punkte seit Jahresbeginn zuletzt signali- siert hat, dass der Lockerungszyklus für 2025 wohl abgeschlossen ist. Anders bei der US-Notenbank, die unter zunehmen- dem Druck seitens der Regierung steht, die Zinsen zu senken. Mancher Marktteil- nehmer sieht darin eine positive Entwick- lung, weil das die Kosten für die Tilgung der US-Schulden senken würde, die sich mittlerweile auf 37,25 Billionen US-Dollar belaufen. So einfach ist es jedoch nicht: Die Unabhängigkeit der Federal Reserve ist gesetzlich verankert. Präsident Trumps anhaltende Forderungen an den Fed-Vor- sitzenden Jerome Powell, die Zinsen zu senken, bringen Risiken für Anleger mit sich. Und Trumps Versuche, direkten Ein- ijXVV DXI GLH %HVHW]XQJ GHV )HG9RUVWDQGV zu nehmen – etwa durch die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook – ver- schärfen die Situation zusätzlich. DiekurzfristigenZinsensinddaseine. Aber was bedeutet es für das lange Ende der Anleihenmärkte? Die Märkte würden wohl mit steigenden Langfristzinsen reagieren, weil das Risiko HLQHU KĆKHUHQ ,QijDWLRQ HLQJHSUHLVW ZĞUGH Denn es gibt aktuell im Grunde kaum Anzeichen dafür, dass die US-Wirtschaft VLJQLljNDQWH =LQVVHQNXQJHQ ZLUNOLFK nötig hätte. Man sollte dabei nicht verges- sen, dass die Amtszeit von Jerome Powell als Fed-Präsident im Mai 2026 zu Ende geht. Spätestens dann dürfte es zu Neu- besetzungen im Fed-Vorstand kommen, die Trumps Linie unterstützen und eine lockere Geldpolitik befördern werden. 6ROFKHUOHL SROLWLVFKH (LQijXVVQDKPH PDJ allenfalls kurzfristig positiv wirken, auf lange Sicht aber bringt sie politische und wirtschaftliche Risiken mit sich, insbeson- GHUH ZHQQ GLH ,QijDWLRQ ZHLWHUKLQ ĞEHU ihremZielwert bleibt. Die Märkte dürften dann sehr sensibel reagieren. Denn eines haben wir aus der Eurokrise von 2010 gelernt: Vertrauen in die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Notenbanken ist das A und O. Was ziehen Sie als Resümee für eine opti- maleStrategie insolchunsicherenZeiten? Ich halte mich an drei eherne Prinzipien: zum einen Disziplin in den eigenen Ent- scheidungen wie auch in der Ergebnis- NRQWUROOH =ZHLWHQV 'LYHUVLljNDWLRQ DOV Kern für ein resilient aufgestelltes Port- IROLR 8QG GULWWHQV 2ȬHQKHLW *HPHLQW LVW damit die ständige Bereitschaft, Meinun- gen, Analysen und Grundüberzeugungen regelmäßig zu hinterfragen und anzupas- sen, gegebenenfalls sogar zu revidieren. )OH[LELOLWÌW XQG /HUQIÌKLJNHLW VLQG LQ GHU heutigen Situation essenziell. VielenDank für dasGespräch. HANS HEUSER FP KURZ-V I TA : Anthony Willis Seit April 2025 ist AnthonyWillis Senior Economist von Columbia Threadneedle, nachdemer dort mehrere Jahre als Investment Manager tätigwar. Von 2015 bis 2022 hat er in gleicher Funktion für BMO Global Asset Management gearbeitet. Bereits in den 1990er Jahren begann seine berufliche Laufbahn in der Finanzindustrie, während der er unter anderemauch für State Street, Credit Suisse sowie Thames River Multi-Capital tätigwar. » Gerade die Deglobalisierung verstärkt geopolitische Spannungen und fordert den Investmentansatz immer wieder neu heraus. « Anthony Willis, Columbia Threadneedle FOTO: © NIGEL DICKINSON FÜR FONDS PROFESSIONELL MARKT & STRATEGIE Anthony Willis | Columbia Threadneedle 188 fondsprofessionell.de 3/2025

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