FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025
WelcheRollespielt dieEntscheidung fürein bestimmtesVehikel? Eigentlich keine. Ob AIF oder ELTIF – das sind nur Hüllen. Entscheidend sind die Kompetenz und der Marktzugang des Asset Managers, wie transparent ein Produkt vorgestellt wird und wie aufrich- tig ein Anbieter kommuniziert. Auch die beste Regulierung und der beste Berater können dem Kunden eines nicht abneh- men: das Marktrisiko. Das muss der Kunde tragen. Die Benchmark dabei ist die amwenigsten risikobehaftete Rendite, und das war seit jeher der Geldmarkt. Jedes Mehr an Rendite bedingt ein höhe- res Risiko, denn der Markt schenkt einem ja nichts. Oder anders ausgedrückt: Keiner bezahlt für eine risikolose Anlage eine höhere Verzinsung, als der Geldmarkt ver- langt. Das gibt es nicht. Je höher die Ren- dite, desto höher ist auch das Risiko. Lei- GHU *RWWHV LVW HV KÌXljJ VR GDVV GDV 5LVLNR deutlich stärker ansteigt als die Rendite, dessen muss man sich bewusst sein. Das zu vermitteln ist im Übrigen auch die Kunst in der Beratung. Alle Sachwerte sind eher Beratungs- als Vermittlungs- produkte. Wann werden Sie ELTIFs auf die Plattform nehmen? Wir haben bereits denMidMarket Private Equity ELTIF von MPE auf der Plattform, der jedoch im Grunde genommen ein geschlossener Fonds ist und ähnlich ein- fach abgewickelt werden kann. Bei den vermeintlich semiliquiden ELTIFs haben wir es mit einer problematischen Kom- bination illiquider Vermögenswerte mit einer massentauglichen Handelbarkeit zu tun. Daher rührt auch die Problematik bei der Abwicklung, denn die Mindest- haltedauern, Kündigungsfristen und Rücknahmemodalitäten sind bei jedem ELTIF anders. Solange gerade bei den Depotbanken diese Themen noch nicht gelöst sind, sind wir da zurückhaltend. Welches Problemwiegt schwerer: dieHür- den bei der technischen Abwicklung oder die Gefahr, dass der Sachwertcharakter durch die Liquiditätserfordernisse aufge- weichtwird? Der erste Punkt wird eine Frage der Zeit und entsprechender Fleißarbeit sein. Der zweite ist gewichtiger: Alle bisherigen Versuche, aus vertrieblichen Gründen bei langfristigen Anlagen die Laufzeiten verkürzen zu wollen, sind gescheitert! Der Sachwert ist eine langfristige Anlage und muss langfristig bewirtschaftet wer- den. Auch die ambitionierteste Liquidi- tätssteuerung und ausgeklügelte Gating- Mechanismen bieten dem Kunden keine Gewähr, dass er zum gewünschten Zeit- punkt auch sein Geld bekommt. Dies gilt umso mehr, wenn die Marktstimmung für ein gewisses Anlagesegment dreht und eine Vielzahl von Anlegern ausstei- gen will. Und ich will noch einen anderen Punkt betonen: Jeder Anleger, der vor- zeitig rausgeht, schädigt am Ende unter Umständen die langfristig orientierten Anleger, weil Liquidität besorgt werden muss. Wenn die vorhandene Liquidität nicht ausreicht, dann müssen in einem schwierigen Markt Assets verkauft wer- den. Das konterkariert die Langfristig- keit. Da sind die langfristigen Anleger im geschlossenen Vehikel deutlich besser geschützt. Macht seine Langfristigkeit den Sachwert nicht zumidealenAltersvorsorgeprodukt? Im Vertrieb zirkulieren immer diese Schlagworte „Altersvorsorgeprodukt“ und „Sicherheitsprodukt“ – das interessiert doch überhaupt nicht. Entscheidend ist der Kunde. Welche Pläne hat der Kunde kurz-, mittel- und langfristig? Wie sind seine Vermögens- und Liquiditätslage, VHLQH EHUXijLFKH IDPLOLÌUH XQG VWHXHUOLFKH Situation? Für diesen Kunden muss der Berater ein Portfolio strukturieren. Der Kunde ist der Ausgangspunkt, nicht die Frage nach dem besseren Vehikel. Und » Auch die beste Regulierung und der beste Berater können dem Kunden eines nicht abnehmen: das Marktrisiko. « Jürgen Singer, eFonds FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN FÜR FONDS PROFESSIONELL SACHWERTE Jürgen Singer | eFonds 216 fondsprofessionell.de 3/2025
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