FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

Schreckens szenarien Verdächtige Bauteile in importierten Solaranlagen alarmieren Politik und Sicherheitsexperten: Drohen Cyberangriffe auf die europäische Stromversorgung? Wie Investoren reagieren sollten. S eit Frühjahr dieses Jahres häufen sich Meldungen über verdächtige Bauteile in aus China importierten Wechselrich- tern für Solaranlagen. Wechselrichter sind wesentliche Komponenten, die an der Schnittstelle zwischen einem Kraftwerk erneuerbarer Energien und dem Strom- netz eingesetzt werden, um den in den Anlagen erzeugten Gleichstrom in Wech- selstrom zu wandeln. Im Mai meldete die Nachrichtenagen- tur Reuters, dass in einigen chinesischen Wechselrichtern Kommunikationstools gefunden wurden, die in der jeweiligen technischen Dokumentation nicht auf- geführt waren. Installierte Wechselrich- ter sind in der Regel mit dem Internet verbunden, damit Funktionen der Über- tragungsnetze gesteuert werden können. Darüber werden jedoch auch Software- Updates der Hersteller installiert, was LKQHQ HLQHQ 5HPRWH =XJULȬ XQWHU 8PJH- hung von Firewalls ermöglichen kann. Das könnte Spionage, aber auch Cyber- bedrohungen oder Massenabschaltungen ermöglichen. Vulnerabilität Das European Solar Manufacturing Council, ein Interessenverband der euro- päischen Solarindustrie, hat berechnet, dass aktuell etwa 200 der rund 340 Giga- watt Photovoltaik-Gestehungskapazität in der EU mit Wechselrichtern aus chinesi- scher Produktion verbunden sind. Wie groß die Auswirkung bereits kleiner Stö- rungen sein kann, zeigte sich beispiels- weise im Mai dieses Jahres, als ein nur fünf Sekunden dauernder Leistungsabfall im Netz für einen Stromausfall in weiten Teilen Spaniens und Portugals sorgte, der nahezu den ganzen Tag andauerte. „Wir halten diese Bedrohungsszenarien für realistisch und präsent. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass solche 0DĕQDKPHQ HUJULȬHQ ZHUGHQ RKQH GDVV es dafür einen konkreten Anlass gibt. Somit ist es wesentlich, bei einer Verän- derung der Bedrohungslage die Risiken neu zu bewerten und einzuordnen“, sagt $QGUHDV (KUEDU &KLHI 2SHUDWLQJ 2ȯFHU bei Aream, einem auf Solar- und Wind- kraft spezialisierten Asset Manager. Verschärfung der Lage Angesichts der Bedrohungslage spricht das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von einem „Schreckensszenario“, bei dem das gesell- schaftliche Leben zumErliegen käme und ein enormer wirtschaftlicher Schaden angerichtet würde. „Mit der Verschär- fung der geopolitischen Spannungen hat sich auch die Motivationslage möglicher Angreifender geändert“, sagt BSI-Präsiden- tin Claudia Plattner. „Wir müssen daher dringend in Sicherheitsstrukturen, tech- nische Schutzmaßnahmen und resiliente Architekturen investieren.“ Bei Importen aus China sind Kompo- nenten auf Leiterplatten inWechsel- richtern für Solaranlagen gefunden worden, die nicht in der technischen Dokumentation auftauchen und keine klar erkennbare Funktion haben. » Wir halten diese Bedrohungsszenarien für realistisch und präsent. « Andreas Ehrbar, Aream 238 fondsprofessionell.de 3/2025 SACHWERTE Erneuerbare Energien FOTO: © HJSCHNEIDER | STOCK.ADOBE.COM

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