FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025
womöglich den erstbesten Job an, statt sich in Ruhe nach einer anderen Stelle umzusehen, die ihn wirklich ausfüllen würde. „Es gibt Millionäre, die sich selbst den kleinsten Luxus versagen“, weiß die Psychologin. „Und das nicht freiwillig, sondern aus einem inneren Zwang heraus. Glücklich sind sie damit nicht.“ Im Ergeb- QLV YHUNOHLQHUQ GLH %HWURȬHQHQ LKUHQ Handlungsspielraum enorm, was zu gro- ßer Verunsicherung führt. Auf den ersten Blick sollte dem Phäno- men mit einer soliden Finanzplanung bei- zukommen sein. Wer schwarz auf weiß sieht, dass das Ersparte selbst bei hoher ,QijDWLRQ QRFK ELV ]XP /HEHQVMDKU reichen würde, legt seine Angst wohl ab, oder? „So einfach ist das nicht“, meint 0ĞOOHU Ľ:LH MHPDQG GLH =DKOHQ DXV HLQHU Finanzplanung interpretiert, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch deutlich.“ Hinzu kommt, dass es sich immer um eine Wahrscheinlichkeitsbetrachtung han- delt. „Der Berater mag argumentieren, dass das vorhandene Vermögen in 99,9 Prozent der Szenarien für einen sorgen- IUHLHQ 5XKHVWDQG UHLFKW 'HU %HWURȬHQH dagegen sieht nur das kleine Restrisiko, GDVV HEHQ GRFK HWZDV VFKLHijÌXIW ĺ Tückische Vergleiche Die Psychologin sieht im Wesentlichen zwei Ursachen für Money Dysmorphia. Das eine sind Prägungen aus der Kindheit. „Wer unter prekären Umständen aufgewachsen ist, wird die Angst, dass immer zu wenig Geld da ist, ohne externe Hilfe womöglich auch als Topverdiener nicht los“, sagt sie. Das andere sind Ver- gleiche. Müller: „Der Millio- när vergleicht sich nicht mit anderen Millionären, sondern schaut zumMilliardär auf.“ Eine wesentlich alltäglichere – und mit Blick auf die Zahl GHU %HWURȬHQHQ JHUDGH]X SRWHQ]LHUWH ł Rolle spielen Vergleiche auf Social Media. Dort transportieren nicht nur mager- VĞFKWLJH ,QijXHQFHULQQHQ XQG JHGRSWH Fitness-Gurus ein ungesundes Körperbild, sondern unseriöse Pseudo-Trader auch den Traum vom schnellen Reichtum. Ein Kind der „Generation Golf“, das auf dem Dorf aufwuchs, blickte vielleicht voll Neid auf die Tochter des Sparkassen-Direktors, die ihre Ferien auf dem Ponyhof verbrin- gen durfte. Heute gaukeln einem perfekt LQV]HQLHUWH .XU]ljOPFKHQ DXI ,QVWDJUDP vor, dass Ferrari, Yachturlaub und Sterne- Menüs wie selbstverständlich zu einem guten Leben gehören. Kein Wunder, dass RȬHQVLFKWOLFK EHVRQGHUV MXQJH /HXWH YRQ *HOGG\VPRUSKLH EHWURȬHQ VLQG Einer US-Umfrage zufolge leiden deut- lichmehr Millennials und Angehörige der Generation Z unter Money Dysmorphia als in der breiten Bevölkerung. Obwohl diese Erhebung keinen wissenschaftli- chen Standards entspricht, hält Müller das Ergebnis für plausibel. „Vielen Jugend- OLFKHQ XQG MXQJHQ (UZDFKVHQHQ GLH VLFK allein zu Hause durch Social-Media-Feeds scrollen, fehlt ein ehrlicher Austausch darüber, was eigentlich normal ist – mit Blick auf den eigenen Körper, aber auch auf den Umgang mit Geld.“ Innere Haltung hinterfragen Gut möglich also, dass Finanzberater LQ =XNXQIW KÌXljJHU PLW .XQGHQ ]X WXQ KDEHQ GLH LKUH HLJHQH ljQDQ]LHOOH 6LWXDWLRQ völlig verzerrt wahrnehmen. Wie lässt sich damit umgehen? „Wenn der Berater bei seinen Kunden mit rationalen Argu- menten nicht weiterkommt, kann in vielen Fällen ein Finanzcoaching helfen“, sagt Müller. „Ein versierter Coach NDQQ GHP %HWURȬHQHQ KHO- fen, seine innere Haltung zu hinterfragen und Schritt für Schritt zu ändern – mit dem Ziel, künftig bessere Finanz- HQWVFKHLGXQJHQ ]X WUHȬHQĺ Eine „Heilung“ im klassi- schen Sinn ist das nicht, eine Befreiung aber schon. BERND MIKOSCH FP 328 fondsprofessionell.de 3/2025 VERTRIEB & PRAXIS Finanzpsychologie FOTO: © THOMAS SCHIFFMANN | WWW.SUNZINET.COM | FCM Verunsicherte Jugend „Ich habe Angst, im Alter von Armut betroffen zu sein“ Das Ergebnis dieser Umfragemuss kein Ausdruck vonMoney Dysmorphia sein, zeigt aber eine gewisse Verängstigung. Quelle:Union Investment,Umfrage imMai2025 0% 10% 20% 30% 40% 50% 50-59 Jahre 40-49 Jahre 30-39 Jahre 20-29 Jahre Zustimmung in Prozent 53 % 37 % 37 % 27 % » Wie jemand die Zahlen aus einer Finanzplanung interpretiert, unter- scheidet sich von Mensch zu Mensch deutlich. « Monika Müller, FCM
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