FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025
Der Vertrieb an Endkunden funktioniert völlig anders als das Wholesale-Geschäft. Darum haben wir uns das im Vorstand auch entsprechend aufgeteilt. Der direkte Zugang zu Privatanlegern hat den Vorteil, dass wir aus erster Hand erfahren, was die Endkunden bewegt. Das ist sehr hilfreich, um entsprechend reagieren zu können. Nicht zuletzt deshalb möchten wir dieses Geschäft keinesfalls aufgeben, sondern ihm vielmehr einen neuen Impuls verlei- hen. Das ist einer der Bausteine unserer „Unternehmensstrategie 2030“. Diese Strategie haben Sie im September Analysten und der Presse mit den Worten vorgestellt,dieÖkoworlderfindesichim50. JahrihresBestehensneu.Warumbrauchtes diese„Neuerfindung“–undwasistgeplant? Als ich im Januar hier angefangen habe, war ich einerseits begeistert, denn die Ökoworld steht für etwas. Sie galt schon immer als glaubwürdiger Vorreiter der ethisch-ökologischen Geldanlage. Die Ökoworld ist gewissermaßen ein Uni- kum im deutschen Markt: Sie ist klar positioniert, hat treueste Kunden, hervor- ragende Produkte und eine tolle Marke mit Historie. Andererseits ist aber auch klar, dass das Unternehmen vor Heraus- forderungen steht. Nachhaltigkeit steht nicht mehr so hoch im Kurswie früher. Das stimmt, ist aber ein vorübergehendes Phänomen, davon bin ich überzeugt. Wichtiger sind tieferliegende Branchen- trends, etwa mit Blick auf sich ändernde Kundenpräferenzen – Stichwort Neoban- ken. Es wächst eine Generation heran, die mit klassischen Publikumsfonds wenig anzufangen weiß, aber gern in ETFs inves- tiert. Darauf müssen wir reagieren. Hinzu kommt, dass sich die Ökoworld in der Vergangenheit vielleicht manchmal auch selbst imWeg stand und deshalb die eine oder andere nötige Neuerung ausblieb. Also haben wir mit meinem Start eine Art Kassensturz gemacht: Wo stehen wir? Wohin wollen wir? Und wie kommen wir da hin? Die Antworten haben wir in einem Strategieprojekt unter großer Betei- ligung der Belegschaft erarbeitet. Jetzt geht es an die Umsetzung. AufdemInvestorentaghabenSiehoheInves- titionenangekündigt – ineinerZeit, inderes operativ nicht sonderlich gut läuft: Aus den fünfÖkoworld-Publikumsfondsflosszuletzt zehnQuartale inFolgeGeldab. Das ist Ausdruck dessen, was Sie eben beschrieben haben: Der Boom der nach- haltigen Geldanlage kam mit dem Aus- bruch des Ukrainekriegs zum Stoppen. Plötzlich waren Sektoren wie Rüstung oder Öl angesagt – Branchen, in die wir niemals investieren werden. Wichtig ist DEHU GDVV GLH NRZRUOG WURW] GHU $EijĞVVH LPPHU QRFK HLQ VHKU SURljWDEOHV 8QWHU- nehmen ist. Wir haben daher sowohl die Ressourcen als auch die Zeit, die nötigen Entwicklungsschritte zu gehen. Spielen Sie auf den Kapitalpuffer der Öko- worldan?PerEndeJunisummiertensichdie liquidenMittel auf knapp140MillionenEuro. Genau. Nicht zu vergessen, dass wir keine Schulden bei der Bank haben. Ein » 50 Millionen Euro sind für Zukunfts- investitionen reserviert: in die Digitalisierung aller Geschäftsbereiche, in unser Produktangebot sowie in Vertrieb und Marketing. « Oliver Pfeil, Ökoworld FOTO: © STEPHAN WIELAND FÜR FONDS PROFESSIONELL fondsprofessionell.de 3/2025 339
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