FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025
uns – auch angesichts der geopolitischen Situation – Rüstungsunternehmen wieder an. Aber wirklich nur dann, wenn sie in unser sehr selektives Raster passen. GebenSieunseinBeispiel? Weis: Eine Aktie wie MTU war zeitweise im Portfolio, wenn auch nur mit einem relativ geringen Anteil am Fondsvermö- gen. Die Erlöse aus dem Militärgeschäft des Unternehmens liegen bei unter zehn Prozent und stammen vornehmlich aus Triebwerken für Hubschrauber und den (XURljJKWHU $XFK GLH (UOĆVH DXV GHU MTU-Beteiligung an der saudi-arabischen Middle East Propulsion Company, einem auf Entwicklung, Fertigung und Instand- haltung militärischer Flugtriebwerke fokussierten Anbieter, waren nur margi- nal. Und die eigentlichen Qualitätspro- bleme, die zum Verkauf geführt haben, lagen am Ende gar nicht bei MTU selbst, sondern beim Joint-Venture-Partner Pratt & Whitney. Aber durch die Mitverant- wortung im Joint Venture war auchMTU YRQ GHQ ljQDQ]LHOOHQ )ROJHQ GHU 4XDOLWÌWV- SUREOHPH GHV -93DUWQHUV EHWURȬHQ XQG wir haben daher konsequent verkauft. 'ROȪ Das ist aus meiner Sicht ein gutes Beispiel dafür, dass sich an unseren grund- sätzlichen Prinzipien seit mehr als 15 Jah- ren imGrunde nichts geändert hat, weder bei unseremAnlagestil noch in Bezug auf unsere Nachhaltigkeitskriterien. Wenn wir Anpassungen vorgenommen haben – etwa das kurzzeitige Exkludieren von Rüstung –, dann nur, wenn es für unsere Investmentpraxis keine Konsequenzen hatte. Grundsätzlich stellen wir uns in jedem Fall die Frage: Wie werden die Pro- dukte eines Unternehmens tatsächlich ein- gesetzt? Wo entstehen mögliche Reputa- tionsrisiken, und wie können wir sie steu- ern? Das sind wesentliche Grundfragen. Aber dann sprechen wir auch von echtem ESG, das aus Überzeugung und nicht aus Marketinggründen betrieben wird. LassenSieunskurzaufIhreGrundstrategie zurückkommen: Die scheinbar ewig wäh- rendeDebatte „Value versusGrowth“ spielt fürSieoffensichtlichkeinegroßeRolle. Weis: Wir nehmen das wahr, eine wirklich entscheidende Rolle spielt das für uns nicht, im Gegenteil: Wir halten solchen Diskussionen gern entgegen, dass wir durchaus „Value“ in langfristigem „Growth“ sehen. Aber der Markt insge- samt ist durchaus kurzfristig orientiert und unterschätzt oft die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit echten Wachstums. Das führt dazu, dass unsere Qualitäts- wachstumsunternehmen im Vergleich zum Durchschnitt manchmal teuer wir- NHQ $EHU VLH VFKDȬHQ :HUW GXUFK ODQJ- fristige, stetige Gewinnsteigerungen. In einem als „günstig“ geltenden Value-Sek- WRU ljQGHQ VLFK LQ :DKUKHLW RIW 8QWHUQHK- PHQ PLW QXU VFKZDFKHP&DVKijRZ JHULQ- ger Rentabilität, hoher Verschuldung oder zyklischen Geschäftsmodellen, die keinen echten inneren Wachstumstrend aufwei- VHQ $P VSDQQHQGVWHQ ljQGH LFK ZHQQ PDQ HV VFKDȬW HLQ HFKWHV :DFKVWXPV- unternehmen zum Value-Preis zu erwer- EHQ GDQQ SURljWLHUW PDQ JOHLFK GRSSHOW Interpretiere ich richtig, dass Dividenden keine besonders große Relevanz für Ihren Ansatzhaben? 'ROȪ Zumindest steht für uns die Divi- dendenrendite nicht im Vordergrund. Wer viel ausschüttet, ist oft zyklisch unter- wegs und schüttet aus, bevor es dann mit den Ergebnissen bergab geht. Wirklich nachhaltiges Wachstum entsteht vor allem KURZ-V I TA : Franz Weis FranzWeis kam imJahr 2005 zu Comgest, nachdemer fast zehn Jahre für F&C Asset Management und fünf Jahre für Baillie Gifford gearbeitet hatte. Ursprünglich als Fondsmanager eingestiegen, übernahmer Anfang 2023 die Leitung des europäischen Research sowie die Funktion des Chief Investment Officers. » Am spannendsten finde ich, wenn man es schafft, ein echtes Wachstumsunternehmen zum Value-Preis zu erwerben, dann profitiert man gleich doppelt. « Franz Weis, Comgest FOTO: © FRANÇOIS DABURON FÜR FONDS PROFESSIONELL VERTRIEB & PRAXIS Jan-Peter Dolff + Franz Weis | Comgest 394 fondsprofessionell.de 3/2025
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