FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

solange man die Papiere bis zur End- fälligkeit hält. Bei einem vorzeitigen Verkauf kann es aber zu Verlusten kom- men. Außerdem haben die Gesellschaf- ten im Niedrigzinsumfeld bis 2022 ihre Kapitalanlagestrategie verändert und stär- ker in illiquide Anlagen investiert. Immo- bilien, Private Equity, Private Debt oder andere alternative Investments waren interessanter, weil mit festverzinslichen Anlagen keine adäquate Rendite zu erzielen war. Aus diesen Gründen ist das Liquiditätsmanagement der Versicherer für uns als Aufsicht besonders relevant. Ich denke, dass alternative Anlagen ein fester Bestandteil in den Portfolios der Lebensversicherer bleiben werden. Besteht nicht die Gefahr von systemischen Risiken,wenndieVersichererindieseAssets investieren, die nicht nur illiquide, sondern auchschwer bewertbar sind? Die Gefahr sehen wir aktuell nicht. Zwar sind die Versicherer im Branchenschnitt mit rund 20 Prozent ihrer Kapitalanlagen in „Alternatives“ investiert. Gleichzeitig HUKĆKW VLFK GXUFK GLH 'LYHUVLljNDWLRQ GHU Kapitalanlagen aber auch die Resilienz der Versicherer. Das hat sich beispielsweise Anfang April gezeigt, als es an den Kapi- talmärkten zu Verwerfungen kam, die den Gesellschaften aber keine Probleme bereitet haben. Machen Sie Vorgaben zur Investmentquote indiese „Alternatives“? Nein, machen wir nicht. Wir wenden die prinzipienbasierten Ansätze von Solvency II an: Demnach sind die Gesellschaften in ihrer Kapitalanlage grundsätzlich frei, sofern sie die Risiken angemessen bewer- ten, überwachen und steuern können und eine ausreichende Risikotragfähigkeit auf- weisen. Daher müssen die Versicherer ein sehr gutes Kapitalanlage-Risikomanage- ment und entsprechendes Know-how im Kapitalanlagebereich vorweisen. Die zustän- digen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen die Investments gut verstehen. EinwichtigerBereich IhrerArbeit ist sicher- zustellen, dassVersicherungsprodukteund speziell kapitalbildende Lebensversiche- rungen den Kundinnen und Kunden einen Nutzen bieten. ImMai 2023 veröffentlichte Ihre Behörde das „Merkblatt zu wohlver- haltensaufsichtlichenAspektenbei kapital- bildendenLebensversicherungsprodukten“, aufdessenBasisdieBafinVersichererauch prüft. Wie viele hat sie in den vergange- nen mehr als zwei Jahren unter die Lupe genommen? Wir haben inzwischen 17 Lebensversiche- rer geprüft, davon vier im Jahr 2025. Dabei handelt es sich um Versicherer, deren Produkte vor allem mit hohen (ȬHNWLYNRVWHQ RGHU KRKHQ 6WRUQRTXRWHQ aufgefallen sind. Wir fragen uns, ob die Produkte mit hohen Kosten die Rendite- ziele der Kundinnen und Kunden erfüllen oder ob diese Produkte vielleicht keinen ausreichenden Kundennutzen generieren. Bei Produkten, die sehr hohe Stornoquo- ten haben, fragen wir uns außerdem, ob sie nicht im falschen Zielmarkt vertrieben worden sind. Denn gerade in den ersten Vertragsjahren sind die Kosten von Alters- vorsorgeprodukten sehr hoch. » Wir fragen uns, ob die Produkte mit hohen Kosten die Rendite- ziele der Kundinnen und Kunden erfüllen. « Julia Wiens, Bafin FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT FÜR FONDS PROFESSIONELL fondsprofessionell.de 3/2025 423

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