SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2022
blemen mit den Förderungen, die wir gese- hen haben, kommen kann, hätte ich das ausgeschlossen. Heute sind wir 15 Jahre weiter, und aus den damaligen Fehlern hat man gelernt. Da man keine staatliche Sub- vention mehr benötigt, um ein Asset zur Rendite zu führen, ist die Sache etwas an- ders. Wir haben coole Leute im Asset Ma- nagement. Wenn sich politische Rahmen- bedingungen schnell ändern und es keine Verlässlichkeit gibt, dann werden Anbieter immer wieder mit dem Problem konfron- tiert sein, dass sie ihre Zusagen nicht halten können. Daran sind sie aber objektiv betrachtet nicht schuld. Denken Sie bei- spielsweise daran, dass die Bundesregierung im vergangenen Januar von heute auf mor- gen die KfW-Förderung für Effizienzhäuser gestrichen hat, um sie kurze Zeit später wie- der ins Leben zu rufen. Sepp: Der große Markttreiber sind die insti- tutionellen Gelder. Offene Immobilien- fonds sind in den vergangenen zehn Jahren dem BVI zufolge ummehr als 140 Milliar- den Euro Assets under Management ange- wachsen. Davon entfallen knapp 100 Mil- liarden Euro auf Spezialfonds von institu- tionellen Anlegern. Rund 40 Milliarden Euro kamen über Publikumsfonds von Privatanlegern. Damit ist das Wachstum bei Spezialfonds etwa 2,5-mal größer als bei Publikumsfonds. Klaile: Publikumsfonds können manche Projekte gar nicht finanzieren, weil sie beim Fremdkapital limitiert sind. Ob das sinnvoll ist, wenn sich der Privatkunde eine Wohnung vollständig auf Kredit kaufen kann? Mitnichten. Endlweber: Sind die genannten Punkte nicht ein Grund dafür, dass es bei Anleihen mit Sachwertbezug deutliche Zuwächse gab? Immerhin punkten sie mit einer einfachen Struktur, kurzen Laufzeiten und vergleichs- weise attraktiven Kupons. Die Restriktio- nen, von denen Sie sprechen, gibt es nicht. Klaile: Sie haben sich die Antwort selbst gegeben. Ganz viele, deren Projekte wir abgelehnt haben, sind nachher mit Anlei- hen auf den Markt gekommen.Man muss aber unterscheiden zwischen dem Asset und der Finanzierungsstruktur. Es gibt neben dem AIF andere Strukturen oder Verpackungen, die aus Investorensicht im Zweifel auch mal geeigneter sind. Sepp: Sie meinen, dass nicht jedes Vehikel zu jedem Asset passt? Klaile: Ja, das geht einfach nicht. Pfisterer-Junkert: Nicht jede Verpackung passt zu jedem Zielinvestment.Mandanten suchen immer wieder nach Verpackungen, die vermeintlich börsentäglich handelbar sind. Das muss aber auch praktisch funk- tionieren. Ich sage immer: Wenn man dem Anleger auf der Verpackung vorgaukelt, er könne sein Asset jederzeit verkaufen, hat man schon den ersten Fehler gemacht. Eine Immobilie braucht halt einfach Zeit. Welther: Eine Regulierungsblüte betrifft die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Anleger, die seit August für Bankbera- ter gilt. Von dieser Pflicht wurden die freien Vermittler kurzfristig ausgenommen. Wie kam es dazu, und wie finden Sie das? Pfisterer-Junkert: Ich kann es nicht erklären, bin aber kein Verbandsjurist. Es gibt ja Ver- bände, die diese Entwicklung nicht so schlimm finden. Mich persönlich macht die Zweigleisigkeit nicht glücklich. Man muss kein Prophet sein, um sagen zu kön- nen, dass sich das Thema ESG-Abfrage ir- gendwann in Haftungsprozessen wieder- finden wird, wenn die Performance bei den Produkten nicht stimmt. Dabei spielt es für den deutschen Zivilrichter über- haupt gar keine Rolle, ob die Abfrage auf- Holger Sepp ist Mitglied des Vorstands der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank und für den Geschäftsbereich „Asset Servicing & Digital Assets“ zuständig, der rund 208 Milliarden Euro Investmentvermögen betreut. » Wir sehen, dass institutionelle Investoren nach wie vor auf Sachwerte setzen. « Holger Sepp Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 3/2022 21
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