SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2022
sichtsrechtlich notwendig war oder nicht. Denn bislang hat der BGH aus den auf- sichtsrechtlichen Normen noch keine dritt- schützende Norm gemacht. Hastreiter: Wir haben zahlreiche Kundin- nen und Kunden, denen das Thema Nach- haltigkeit sehr wichtig ist. Daher fragen wir schon seit vielen Jahren genau nach,was sie unter Nachhaltigkeit verstehen und worin genau sie investieren wollen. Plötzlich haben wir eine Regulierung, durch die ich bei den Nachhaltigkeitspräferenzen drei Fragen stellen darf, wo ich zu eins und zwei gar keine Produkte habe und bei drei kein wirklich gutes Angebot. Brunke: Ich finde, dass die Regulierung für alle einheitlich sein sollte! Hastreiter: Dass die 34f-Berater zunächst einmal von der Pflicht ausgenommen sind, macht es nicht unbedingt einfacher.Das ist zu kurz gedacht, und ich gehe davon aus, dass dies nur eine Ausnahme auf Zeit ist. Vielleicht kommt die Verpflichtung in einem halben Jahr? Wir sind jedenfalls vorbereitet. Welther: Die Digitalisierung der Branche ist in vollem Gange. Wie sehen Sie die Ent- wicklung, Herr Brunke? Sie sind der „Digi- talste“ hier amTisch. Brunke: Die Digitalisierung steckt gerade in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Wir haben seit 2014 eine Milliarde Euro vermittelt. Darauf sind wir unglaublich stolz, aber verglichen mit dem, was ein offener Fonds in einem Quartal platziert, ist das sehr wenig. Es gibt viel Bewegung in Deutschland, inzwischen gibt es auch „Fractional Ownership“ an Oldtimern, Gemälden und Uhren. Von echter Digita- lisierung sind wir trotzdem noch relativ weit weg. Bis wir Immobilien im Grund- buch wirklich digital kaufen können, was in anderen Ländern schon geht, haben wir noch zehn, 20 Jahre vor uns. Welther: Ist denn der Token ein neues Pro- dukt oder bloß ein Abwicklungsmedium? Brunke: Das Produkt ist die Immobilie oder die Solaranlage. Der Token ist ein neues Vehikel und auch der Abwicklungs- weg. Damit können wir neue Zielgruppen erreichen: Kunden, die über das Handy investieren wollen. Hier geht es um eine andere „User Experience“ und „Usability“. Eine „Fractional Ownership“ über die Tokenisierung von Assets passt dafür relativ gut.Wir emittieren Anleihen, die dann auf der Blockchain in Ein-Euro-Stücken gehan- delt werden können. Das ist aber nicht das Endstadium. Der große Vorteil der Digita- lisierung besteht darin, dass man andere Plattformen komplett integrieren und so Zugang zu weiteren Produkten, die von anderen Asset Managern betreut werden, schaffen kann. Welther: Welche Rolle spielt bei Hauck Aufhäuser Lampe die Digitalisierung? Sepp: Für die neuen Krypto-Assets haben wir über die letzten 18 Monate ein Set-up aufgebaut, mit dem wir vom Portfolio- management bis in die Verwahrstelle alles selbst darstellen können. Damit haben wir im Juni unseren ersten eigenen Kryptofonds auf den Markt gebracht. Weitere wichtige Themen sind die Digitalisierung der Aufla- gewege, der Vertriebswege sowie die elektro- nische Wertpapierregisterführung und Ver- wahrung von Krypto-Assets. Mich über- rascht, dass gerade die Sachwerteindustrie, al- so zum Beispiel Immobilien-Asset-Manager, ein großes Interesse haben, Fonds auf der Blockchain aufzulegen. Wir spüren diesbe- züglich eine starke Dynamik amMarkt, und das wird die Real-Asset-Welt verändern. Brunke: Vorteile der Digitalisierung liegen ganz klar in den Möglichkeiten, Invest- » Es passt nicht jede Verpackung zu jedem Zielinvestment. « Alexander Pfisterer-Junkert, BKL Fischer Kühne + Partner Rechtsanwälte Alexander Pfisterer-Junkert ist Partner der Münchner Kanzlei BKL Fischer Kühne + Partner. Der Spezialist für Kapitalmarkt- und Vertriebsrecht berät Produktanbieter und Finanzvertriebe. SACHWERTE Roundtable 22 fondsprofessionell.de 3/2022 SPEZIAL
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