SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2022
ments kleinteiliger zu vermitteln, wodurch auch der Kleinanleger seine Investitionen viel breiter streuen kann. Außerdem sinken die Gesamtkosten, weil durch die Tokeni- sierung die internen Kosten reduziert wer- den können. Ein Problem sind natürlich die Vertriebskosten, weil drei, vier, fünf oder acht Prozent Provision bei dem Kosten- druck schwierig zu bezahlen sind. Klaile: Die Tokenisierung schafft etwas, was die Branche seit 20 Jahren nicht geschafft hat. Es gibt auf einmal einheitliche Doku- mente, weil die Blockchain so manche Individualität des Prospekts, die wir trotz Standardisierung bei herkömmlichen Pro- dukten immer noch sehen, gar nicht mehr interessiert. Die technische Abwicklung wird relativ banal, und damit werden wir gezwungen, wirklich mehr auf das Asset abzuzielen. Welther: Guter Aspekt! Herr Auel, RWB hat die anbieterübergreifende Zeichnungsplatt- formWalnut initiiert.Wie stellt sich Digitali- sierung aus Ihrer Perspektive dar? Auel: Das Thema Digitalisierung ist extrem umfangreich, und die Blockchain ist nur ein Teilsegment.Mich beschäftigen vielmehr die Alltagssituationen eines ganz normalen Finanzberaters.Uns interessiert ein hybrider, digitaler Ansatz, den ein Makler umsetzen kann.Wir haben mit Walnut eine Tochter- firma, die nicht nur für die RWB, sondern für die ganze Sachwertbranche einen Weg aufzeigt,wie der Berater beimKunden alles komplett digital erledigen kann – mit der Endausbaustufe, dass es überhaupt kein Papier mehr gibt.Die klare Dokumentation sorgt für Rechtssicherheit. Welther: Was meinen Sie mit „hybrid“? Auel: Man kann heute nicht auf 100 Prozent Digitalisierung umstellen. Die Anbieter müssen die Berater informieren und schu- len, damit die digitale Zeichnung angewen- det wird. Der Berater muss weiterhin die Möglichkeit haben, den Beratungstermin mit unseren Tools vorzubereiten, aber trotz- dem noch alles auszudrucken. Er sieht den Mehrwert der automatischen Geeignetheits- prüfung und kommt schrittweise zur Voll- digitalisierung. Das ist harte Arbeit. Welther: Arbeiten Sie mit digitalen Zeich- nungsstrecken, Frau Hastreiter? Hastreiter: Zum Teil ja. Es gibt aber nicht für all das, was wir gern machen wollen, di- gitale Zeichnungsstrecken. Es ist viel im Fluss, und dabei müssen wir berücksichti- gen, dass unsere Kunden unterschiedlich sind. Die einen wollen wie früher beraten und betreut werden und lehnen eine digi- tale Zeichnungsstrecke ab, die anderen wollen überhaupt kein Papier mehr haben. Das muss man unter einen Hut bringen. Wir arbeiten intern digital, sehen aber, dass relativ viele Personen nach wie vor die Unterlagen analog erhalten möchten. Auel: Der physische Produktordner für den Kunden wird im Vertrieb nachgefragt. Das ist die Realität! Welther: Inwieweit kann sich die juristi- sche Position des Beraters und Vermitt- lers durch die digitalen Möglichkeiten ver- bessern? Pfisterer-Junkert: Die könnte sich signifi- kant verbessern, wenn eine Plausibilitäts- prüfung im Ablaufprozess verankert wäre und vielleicht ein Produktabschluss nicht zugelassen würde, wenn bestimmte Infor- mationen fehlen. Welther: Und wie klingt das, wenn man es nicht im Konjunktiv formuliert, Herr Pfiste- rer-Junkert? Pfisterer-Junkert: Leider hat es die Sachwert- branche bis heute nicht geschafft, ein ein- heitliches digitales Absatztool zu entwickeln. Man muss aber auch beim Thema Regu- » Wir haben sehr viele Kundinnen und Kunden, denen das Thema Nach- haltigkeit wichtig ist. « Astrid Hastreiter, Frauenvermögensverwaltung Astrid Hastreiter gründete 2004 die Frauenvermögensverwaltung und vertritt sie als Alleinvorstand. Zu ihrem Beratungsschwerpunkt zählen nachhaltige Finanzprodukte. FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 3/2022 23
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