SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2023
ter anderem wegen der anhaltend straffen US-Geldpolitik und des Ukrainekriegs. Dem Gold hinterher Der Goldpreis beeinflusst den Silberpreis wegen seines Investmentcharakters sehr. „Silber vollzieht die Preisentwicklung von Gold überproportional nach, denn der Markt ist bezogen auf das Handelsvo- lumen und die Liquidität kleiner“, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Er sieht Silber als Anlage- metall positiv: „Langfristig sprechen der Übergang zur Elektromobilität und die Solarenergie für einen steigenden Preis.“Er rechnet bis Ende dieses Jahres mit einem Silberpreis von 26 Euro je Unze. Der „Silver Investor In- dex“Deutschland der Edel- metallhandelsplattform Bullion Vault ist ein Maß für das Anlegerverhalten bei physischen Edelmetal- len. Liegt er bei 50, ent- spricht die Zahl der Silber- käufer genau jener der -ver- käufer. Im Dezember 2022 fiel der Index auf ein Re- kordtief von 47,5 Punkten, da die Verkäufer die Käufer überwogen – war doch der Silberpreis auf 22,43 Euro pro Feinunze gestiegen. Im März 2020 hatte der Index ein Hoch bei 75,1 Punkten erreicht.Grund war der Preissturz bei Rohstoffen im Zuge des Covid-Crashs. Frank Schallenberger, Leiter Rohstoff- Research bei der Landesbank Baden-Würt- temberg, rechnet Ende 2023 mit einem Silberpreis von 21 Euro. Er betont den starken Einfluss der Exchange Traded Commodities auf die engen Märkte der „kleinen“ Edelmetalle und warnt: „Ange- sichts des erwarteten Weltwirtschaftswachs- tums von 2,5 Prozent für 2023 und der Perspektive für 2024 ist Vorsicht angebracht bei Silber, Platin und Palladium wegen ih- rer hohen Industriekomponente.“ Laut Schallenberger machten Autokata- lysatoren etwa ein Drittel der weltweiten Platinverwendung aus, ein Viertel gehe in die Schmuckindustrie. Beim Palladium flössen über 80 Prozent der globalen För- derung in Katalysatoren. Platin steckt in Dieselkatalysatoren, Palladium in Benzin- katalysatoren. Aufgrund des hohen Palla- diumpreises ersetzt die Autoindustrie es inzwischen verstärkt durch Platin. Förderländer bergen Risiken Fritsch von der Commerzbank sieht bei Platin überdies Potenzial, „weil es in Brenn- stoffzellen benötigt wird.“ Er sagt, auch Platin hänge „wegen seines Investment- charakters amGoldpreis“. Palladium sei un- abhängiger von Gold, weil die industrielle Anwendung dominiere. Der Analyst sieht Platin bis Ende 2023 bei 1.150 Euro und Palladium bei 1.600 Euro je Unze.Wesent- liche Förderländer bergen aber Risiken: Mehr als 70 Prozent des weltweit in Minen gewonnenen Platins kommen aus Süd- afrika, wo es 2022 laut Fritsch „häufig zu lokalen Stromabschaltungen kam“. Und fast 40 Prozent des Palladiums würden in Russland gefördert. „Das Palladiumangebot könnte sinken, weil wegen der Sanktionen keine westliche Minenausrüstung mehr nach Russland exportiert wird“, warnt er. Was bedeutet das für Investoren? Seit Anfang 2023 fallen beim Kauf von Silbermünzen und -barren grundsätzlich 19 Pro- zent Mehrwertsteuer an. „Sil- bermünzen, die wir als Edel- metallhändler von Privatper- sonen zurückkaufen, können wir weiterhin differenzbe- steuert weiterverkaufen“, sagt Tim Schieferstein, Geschäfts- führer des Edelmetallhänd- lers Solit. Zudem verzeichne sein Haus eine gestiegene » Langfristig spricht viel für steigende Silberpreise. « Carsten Fritsch Commerzbank » Silber ist relativ zum Gold günstig bewertet. « Tim Schieferstein Solit Volatil, aber begehrt Edelmetallpreise in US-Dollar pro Feinunze Edel- Aktueller Preis Gleitender Durchschnitt Schätzung metall (Spotmarkt) 50 Tage 200 Tage Ende 2023 Gold 2.021 1.904 1.792 2.200 Silber 25 22 21 29 Platin 1.017 971 954 1.250 Palladium 1.456 1.473 1.842 1.450 Viele Analysten rechnen bis Jahresende mit deutlich höheren Gold-, Silber- und Platinpreisen als zuletzt. Quelle:Refinitiv;BerechnungenundSchätzungen:Degussa (Stand:13.April2 023) fondsprofessionell.de 2/2023 59 FOTOS: © NIKITA-KULIKOV | COMMERZBANK, CHRISTIAN LOEWE | SOLIT GRUPPE
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