SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 3/2018

brief der herausgeber Foto: © Marlene Fröhlich D er erfolgreichste Investor der Welt hat – sinngemäß – einmal gesagt, Diversifikation sei etwas für Ignoranten. Wer wisse, was er tue, benötige sie nicht. Nun kann und will man einem Warren Buffett nicht widersprechen, für ihn selbst ist diese Haltung ohne Zweifel die richtige. Für den Rest der Welt sieht die Sache hingegen anders aus, der durchschnittliche Anleger hat nur zwei Ver- bündete: Zeit und Diversifikation. Und was das Thema Zeit betrifft, dürfte die in vielen Einzelfällen ebenfalls bereits knapp sein, denn wann beginnt der heimische Anleger damit, für den Ruhestand vor- zusorgen? Oder anders gefragt: Wie alt ist der typische Vermögens- beratungskunde? In der Regel hat er seine Immobilie abbezahlt, die Ausbildung seiner Kinder finanziert und sich den einen oder anderen Wunsch erfüllt, er oder sie ist somit mindestens 35, wahrscheinlich aber eher 45 Jahre alt. Wer ab diesemAlter systematisch beginnt, Vermögen aufzubauen, und nicht über das Talent eines Warren Buffett verfügt, kommt um die Diversifikation seiner Investments nicht herum. Und obwohl das Konzept der Aufteilung des Kapitals auf nicht korrelierte Vermögens- werte prinzipiell äußerst simpel ist, gestaltet es sich in der Realität extrem schwierig. In einer globalisierten Welt bewirkt ein Aktien- crash, der an der Wall Street beginnt, auch an allen anderen Börsen fast zwingend Kursstürze. Es ist dann egal, ob man in Emerging Markets, Nebenwerte oder Dividendenaktien „diversifiziert“ hat, ver- dienen lässt sich in einer solchen Phase mit Aktien nichts. Die klassische Diversifikation in Anleihen hat in früheren Zeiten dank höherer Zinsniveaus meist vergleichsweise gut funktioniert. Heute ist auch in diesem Bereich kein Blumentopf mehr zu gewin- nen, im Fall eines nachhaltigen Zinsanstiegs aber sehr viel zu ver- lieren. Mit Cash kann man nicht nur nichts gewinnen, hier sorgte die Differenz zwischen Inflation und Nullzins sogar längst für garantierte Verluste. Dass man mit Kunst, klassischen Sportautos und seltenen Weinen zum Teil unabhängig vom Börsenbetrieb schöne Renditen erzielen kann, ist zwar richtig, die dafür benötigten Summen und das für derlei Spezialthemen notwendige Know-how dürften diese Themen aber für 99 Prozent aller Investoren uninteressant machen. Was bleibt also? Für den durchschnittlichen Investor bleiben neben physischem Gold (auf das damit verbundene Lagerproblem wollen wir hier nicht eingehen) und der selbst genutzten Immobilie als prak- tikable Ergänzung zu Aktien und Anleihen nur Sachwerte übrig. Es geht um reale Güter, ohne die unsere Wirtschaft nicht funktionieren würde. Allerdings sind auch ganze Zins- und Bürohäuser, Schiffe, Flugzeuge und Windparks für den Privatanleger nicht erschwinglich. Nur strukturierte Beteiligungen verschaffen hier den Zugang zu einer Vermögensklasse, in der sonst nur institutionelle Investoren – seit Jahrzehnten sehr erfolgreich – aktiv sind. Mit einer gezielten Bei- mischung geschlossener Fonds ist – wissenschaftlich untersucht und bestätigt – eine Portfoliooptimierung möglich. Die Palette der Beteiligungsmodelle ist extrem breit und erfordert sehr viel Recherche, will man hier langfristig erfolgreich investieren. Hier sei angemerkt, dass die Geldanlage mithilfe von Immobilien, Schiffen oder Flugzeugen natürlich nicht „einfacher“ sein kann als der Kauf von Wertpapieren. Essenziell ist ein professionelles Ma- nagement mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz, hinzu kommen Timing und Auswahl der Produkte, wobei in vielen Fälle auch steuer- liche Aspekte berücksichtigt werden müssen. Den Diversifikations- effekt bekommt man auch nicht gratis, der Preis dafür besteht unter anderem darin, dass die meisten Sachwertinvestments nur einge- schränkt fungibel sind. Nur wer 100-prozentig sicher ist, dass das angelegte Kapital während der prognostizierten Laufzeit nicht benö- tigt wird, kann einsteigen – allein deshalb sind unternehmerische Beteiligungen nicht für jeden Anleger geeignet. Aus den genannten Gründen kommt der seriösen und professio- nellen Beratung bei diesem Thema eine ganz besonders große Bedeutung zu. Das vorliegende Sonderheft „Sachwerte-Spezial“ soll für Berater und Vermittler, die sich bisher nicht schwerpunktmäßig mit Sachwertinvestments beschäftigt haben, eine Orientierungshilfe in einem Investmentmarkt darstellen, dessen Image in den vergan- genen Jahren Kratzer bekommen hat und der deshalb unterschätzt wird. Nach der Konsolidierung findet man im Beteiligungsmarkt heute mehr gute Produkte von seriösen Anbietern, als viele Finanz- dienstleister glauben. Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi In einer Anlagewelt, in der sich längst keine Schnäppchen mehr finden lassen, wird Diversifikation täglich wichtiger. Sachwerte können dabei ein wertvoller Baustein sein. Diversifikations instrumente Gerhard Führing, Mamdouh El-Morsi - SACHWERTE-SPEZIAL 3 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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