SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 3/2018

I m Gegensatz zu vielen anderen Invest- mentsparten war es beim deutschen Be- teiligungsmarkt nicht in erster Linie die globale Finanzkrise, die den Gesetzgeber auf den Plan gerufen hat, sondern zahlreiche Plei- ten und Skandale, die auf überhöhte Kosten, unseriöse Kalkulationen und ebensolche Ver- triebsmethoden zurückzuführen waren. Die Marktbereinigung bei Sachwertinvestments bewirkte, dass sich die Zahl der Initiatoren, die regelmäßig neue Produkte auflegen, etwa um zwei Drittel verringert hat. Und selbst die aktiven Anbieter halten sich gemeinsam mit den Vertrieben und Anlegern zurück. Aus die- sem Grund hat sich das Volumen im Beteili- gungsmarkt bislang nicht von der Konsolidie- rung erholt. Bis 2009 sammelten mehrere hundert Anbieter jährlich bis zu zwölf Mil- liarden Euro für geschlossene Fonds und an- dere unternehmerische Investments ein. Zehn Jahre später sieht die Welt anders aus – weni- ger Bäcker backen kleinere Brötchen. Das jährliche Emissionsvolumen liegt „nur“ bei zwei bis drei Milliarden Euro. Die Bemühungen, den „Grauen Kapital- markt“ trockenzulegen, fordern somit heftigen Tribut. Die damit verknüpfte Hoffnung war ein anlegerfreundlicher, transparenter Markt für Unternehmensbeteiligungen. Vor allem die AIFM-Regulierung hielt man für geeignet, den Markt und das Emissionsverhalten im posi- tiven Sinn zu verändern. Die Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) und des Alternativen Investmentfonds (AIF) als wei- ßen „geschlossenen Fonds“ verursachte in der Branche allerdings eine Schockstarre. Die Ini- tiatoren und Vertriebe taten sich am Anfang schwer mit dem neu geschaffenen, streng re- gulierten und beaufsichtigten „geschlossenen Investmentvermögen“. Deshalb überraschte es Insider nicht, dass viele Akteure auf weniger streng regulierte Vermögensanlagen wie ope- rativ tätige geschlossene Fonds, Direktinvest- ments, Genussrechte und Namensschuldver- schreibungen (zur Regulierung der Produkte siehe auch Beitrag ab Seite 48) auswichen. Bei diesen Beteiligungsvarianten müssen Emitten- ten und Manager geringere Auflagen erfüllen, und für die Produkte selbst sind die Vorschrif- ten ebenfalls lockerer. Initiatoren legten in den vergangenen zweieinhalb Jahren 161 neue Vermögensanlagen mit einem zu platzierenden Kapital von mehr als 2,4 Milliarden Euro auf. Zum Vergleich: Im selben Betrachtungszeit- raum kamen 69 Publikums-AIF auf den Markt, die nur aufgrund einiger Riesenfonds ebenfalls auf 2,4 Milliarden Volumen kommen. Neue AIF im Jahr 2017 Immobilien sind das wichtigste Asset der Publikums-AIF. Sie sind zwar schon recht teuer, lassen sich aber am leichtesten für neue Fonds gewinnen. Quelle: Scope Analysis Spezialitäten 13 % Immobilien 72 % Infrastruktur 5% Flugzeuge 4 % Private Equity 4 % Erneuerbare Energien 2 % Neue Vermögensanlagen im Jahr 2017 Für Container- und Waldinvestments wollten die Anbieter im vergangenen Jahr rund 512 Millionen Euro bei Privatinvestoren einsammeln. Quelle: Scope Analysis Unter- nehmens- beteiligungen 24 % Nachrang- darlehen 16 % Direkt- investments 47 % Genussrechte 8 % Namensschuld- verschreibungen 4 % Partiarische Darlehen 1 % Mehrere Faktoren bewirken, dass der Beteiligungsmarkt in Richtung strenger regulierter Produkte tendiert, der Umschwung erfolgt allerdings sehr langsam. Druck in Richtung Qualität Im Vergleich zum Jahr 2008 gibt es zwar deutlich weniger Angebote, die Qualität der unternehmerischen Beteiligungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren aber insgesamt verbessert. Foto: © Coloures-Pic / stock.adobe.com 8 - SACHWERTE-SPEZIAL www.fondsprofessionell.de | 3/2018 sachwerte I neuemissionen

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