SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2020

Gerhard Führing, Mamdouh El-Morsi W er im Herbst 2020 auf der Suche nach „interessanten“ Anlagemög- lichkeiten ist, muss sich zuerst die Frage stellen, was darunter zu verstehen ist. Sind damit hohe Renditen gemeint, oder geht es eher um Sicherheit? Die Mehrzahl der Anleger dürfte schon längst nicht mehr die Ertragsmaximierung im Auge haben: Wer nur über ein Minimum an wirtschaftlichem Verständnis verfügt, wird sich – und das nicht erst seit Corona – darüber im Klaren sein, dass der langfristige Erhalt der Kaufkraft des bisher erwirtschafteten Vermögens bereits als Erfolg betrachtet werden darf.Und selbst dieses bescheidene Ziel ist keineswegs ohne Weiteres erreichbar. In einer Welt ohne Zinsen – und ohne die Aussicht darauf – haben Staatsanleihen ihren Reiz verloren. Die seit Jahren laufende Flucht in die Aktie haben Dividendenpapiere auf Preisniveaus gebracht, die den vorsichtigen, längerfristig denkenden Anleger zumindest zögern lassen. Und wer sein Heil in edlen Metallen suchen will, muss auch feststellen, dass vor allem bei Gold neue historische Höchstpreise auf dem Kurszettel stehen. So wie immer mehr institutionelle Anleger auf der Suche nach echten Diversifikationsinstrumenten sind, wird in der vor uns liegenden Zeit auch bei vermögenderen Privatkunden das Interesse an Alternativen bei der Geldanlage steigen. Das heißt, auch Finanzberater, die bisher einen Bogen um jene Produktklasse gemacht haben, die in früheren Zeiten vornehmlich in Gestalt geschlossener Fonds vertrieben wurde, sollten noch ein- mal darüber nachdenken, ob sie sich hier nicht selbst und ihren Kunden interessante Möglichkeiten entgehen lassen. Dabei kann kein Zweifel daran bestehen, dass es auch in diesem Segment – wie in allen anderen auch – nur wenige her- vorragende, viele mittelmäßige und selbst- verständlich auch durchaus einige be- denkliche Angebote gibt. Aber besteht nicht genau in diesem Umstand die Existenzberechtigung der professionellen Finanzberatung? Gäbe es nur risikolose Outperformer, bräuchte niemand eine Beratung.Dabei gibt es für all jene, die das Sachwertsegment bisher weniger stark beachtet haben, durchaus gute Nachrichten. Den „geschlossenen“Fonds alter Prägung gibt es in dieser Form gar nicht mehr. Die Vehikel sind fast frei wählbar, und mehr und mehr wechseln Anleger dank neuer Konstruktionen von der Ei- genkapital- auf die Fremdkapitalseite. Was die Vergütung für den Vertrieb betrifft, liegen die „histori- schen Höchstwerte“weit hinter uns, dennoch winken nach wie vor akzeptable Provisionen, wobei schon deren relative Höhe gewisse Rückschlüsse auf die Produktqualität zulässt. Hier Augenmaß beziehungsweise das Anlegerinteresse zu bewahren dürfte für Vertriebsprofis, die ihre Aufgabe ernst nehmen, kein Problem sein. Daneben bestehen etliche andere Unterschiede zum klassischen Fondsgeschäft, von der Aufsicht über die Abwicklung bis hin zu Produktdetails und neuen technischen Möglichkeiten. Diese Sonderausgabe soll allen Sachwerte-Fans, -Wiederein- steigern und -Neulingen helfen, einen Überblick über die aktuelle Lage in diesem spannenden Marktsegment zu bekommen. Ertragsmaximierung ist ein Auslaufmodell Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Den geschlossenen Fonds alter Prägung gibt es nicht mehr. Die Vehikel sind fast frei wählbar geworden. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 4 fondsprofessionell.de 3/2020 SACHWERTE SPEZIAL Brief der Herausgeber

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