SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2021

Jordan an. Es soll ein digitales Investment werden, für das Privatanleger wohl mindes- tens 20.000 Euro zahlen müssen. Jordan sieht deutlich geringere Mindestanlagen skeptisch: „Mit einem Schiffs-Token ab 1.000 Euro werden die falschen Zielgrup- pen angesprochen.“ Gute Fundamentaldaten Auch fundamental spricht einiges für ein Comeback der Kapitalanlage Schiff – ohne die Übertreibungen der Vergangenheit. PhilippWünsch- mann von der Privatbank Berenberg sieht die Situation in der Schifffahrt positiv. „Der Seehandel wächst, und das weltweite Orderbuch ist histo- risch niedrig. 85 Prozent des globalen Handels erfolgen mit Schiffen – das lässt sich nicht ersetzen“, erklärt der Leiter Shipping. Er findet den Markt für Massengutfrachter funda- mental am attraktivsten für die kommenden Jahre: „Bulker sind das einzige Transportmit- tel für Rohstoffe. Und das Or- derbuch ist weiterhin niedrig.“ Wer jetzt Bulker bestelle, erhalte diese erst ab 2024. Containerschiffen wiederum be- scheinigt Wünschmann eine Sonderkon- junktur für die nächsten ein bis zwei Jahre: „Es wurden lange keine Schiffe geordert, und die aktuellen Bestellungen kommen nicht vor 2023/24 auf den Markt. Hinzu kommt für alle Segmente, dass die zuneh- mende Umweltregulierung Schiffe tenden- ziell langsamer fahren lassen wird, was die Schiffskapazität zusätzlich verknappt.“ Dass Containerschiffe derzeit rar sind, zeigt auch der lukrative Ausstieg eines Schiffsfonds der Norddeutschen Vermö- gen. So hat die Fondsgeschäftsführung den im Jahr 2005 für 73,5 Millionen US-Dollar erworbenen Containerfrachter „MS Nor- thern Jade“ kürzlich für 85 Millionen US- Dollar verkauft. Dieser Deal ist durchaus beachtlich: Normalerweise erfahren Schiffe während ihrer Bewirtschaftung einen an- dauernden Wertverlust. Neue Finanzierungswege Die Privatbank Berenberg hat auf den Rückzug vieler schiffsfinanzierender Ban- ken in der Krise reagiert und seit 2017 drei geschlossene Fonds für institutionelle Inves- toren aufgelegt, die in erstrangig besicherte Schiffskredite investieren. Der vierte soll noch in diesem Jahr folgen – wie die Vorgänger in herkömmlicher Form. „Noch sehen wir für unsere Kreditfonds in der Nutzung von Technologien wie der Block- chain keinen entscheidenden Vorteil “, sagt Wünschmann. Für eine andere Finanzierungsvariante steht die 2019 gegründete Plattform Ocea- nis aus Hamburg: Sie vermittelt zwischen Reedern, die ein Schiffsprojekt stemmen möchten, und derzeit 42 internationalen Finanzinstituten. „Unsere Idee entstand, weil es für kleinere Reedereien mühsam und teuer ist, eine erstrangig besicherte Schiffsfinanzierung zu erhal- ten“, sagt Oceanis-Geschäfts- führer Maximilian Otto. Bisher habe man acht Schiffsfinanzie- rungen imWert von insgesamt knapp 50 Millionen US-Dollar vermittelt. Die Beispiele zeigen: Es tut sich einiges bei Schiffsfinanzie- rungen. Und die Schiffsbeteili- gung erlebt nach entbehrungs- reichen Jahren ein digitales Comeback. CHRISTINA ANASTASSIOU FP » Das weltwei- te Orderbuch ist historisch niedrig. « Philipp Wünschmann Berenberg Bank » 2022 emittie- ren wir unseren ersten Schiffs- Token. « Hendrik Jordan Oltmann Gruppe Moderates Neubauaufkommen Das weltweite Orderbuch im Juli 2021 Anzahl Bezogen auf die bestellter Schiffe Bestandsflotte 2 Containerschiffe 568 17,8 % Massengutfrachter 616 5,6 % Tanker (> 10.000 dwt 1 ) 458 8,0 % Mehrzweckfrachter 76 4,1 % Weltfrachtflotte 2572 8,6 % Die Neubaubestellungen spiegeln die hohe Nachfrage nach Chartertonnage nicht wider. Die Reeder haben Lehren aus der Krise gezogen und sind mit Bauaufträgen vorsichtiger geworden. Außerdem hat so manche Werft die Krise nicht überlebt. 1 dwt=Tragfähigkeit inTonnen 2 gemessenanderTragfähigkeit inTonnen Quelle:ClarksonsResearch SACHWERTE Schiffe 68 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTOS: © BERENBERG BANK, OLTMANN GRUPPE

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