Bert Flossbach: "Trump kann nicht alle über den Tisch ziehen"
Alle Pläne des US-Präsidenten laufen auf eine höhere Inflation hinaus. Doch gerade die sollte eingehegt werden – so hatte er es seinen Wählern versprochen. Trump sehe sich in der Folge mit einem mächtigen Gegner konfrontiert, sagte Bert Flossbach auf dem FONDS professionell KONGRESS.
Der US-Präsident Donald Trump hat seinen Wählern "nicht weniger als die Quadratur des Kreises" versprochen. Dies sagte Bert Flossbach in seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS. Alle seine Pläne, wie Strafzölle einzuführen, die einheimische Wirtschaft zu stärken und Migranten auszuweisen, würden sich inflationär auswirken. "Aber er hat auch versprochen, die Inflation einzudämmen", so der Mitgründer des Vermögensverwalters Flossbach von Storch.
Doch für Tump gebe es "einen Elefanten im Raum", führte der Fondsmanager aus. Und zwar den Bondmarkt. Denn wenn die Anleiheninvestoren von der Finanzierung all dieser Vorhaben nicht überzeugt sind, könnten sie in einen Käuferstreik für US-Staatsschulden treten. Einen ähnlichen Fall hatte es mit der britischen Premierministerin Liz Truss gegeben, deren Haushaltsentwurf am Rentenmarkt durchgefallen war – was Truss zur Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit der Geschichte machte.
Konflikt mit der Fed
Dieser "Liz-Truss-Effekt" stehe in den USA zwar noch nicht an. "Doch Trump weiß, dass er mit dem Bondmarkt keinen Deal schließen kann", so Flossbach in seinem Vortrag. "Er kann nicht alle über den Tisch ziehen." Daher dränge der US-Präsident die Notenbank Fed auch dazu, die Zinsen zu senken. "Doch das würde das Vertrauen in den Dollar erschüttern." Viel Spielraum zum Abbau der hohen Schuldenquote der USA habe Trump zudem nicht. Denn die Zinslast ist hoch, und Ausgaben wie für Verteidigung sind gesetzt.
Daneben seien die US-Aktienmärkte dem Rest der Welt davongelaufen. "Der MSCI-World-Index ist zu einem S&P 500 mutiert", formuliert es der Mischfonds-Manager. Doch das Übergewicht der großen US-Technologieriesen könnte vor einem Ende stehen. Die hohen Investitionen der Big-Tech-Firmen in künstliche Intelligenz würden die Profitabilität nachhaltig beeinträchtigen. "Die Aktienkurse sind den Gewinnen davongelaufen", folgert Flossbach. "Die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel." Stattdessen würde er Titel aus der zweiten Reihe bevorzugen. (ert)