DIW-Chef: "Altersvorsorge braucht mehr Flexibilität statt Zwangsjacke"
Die Einführung einer 42-Stunden-Woche, die mancher Ökonom zur Rettung des Rentensystems gerade fordert, hält DIW-Präsident Marcel Fratzscher für den falschen Weg. Was Deutschland brauche, sei eine längere Lebensarbeitszeit. Aber auch dabei plädiert er für mehr Selbstbestimmung statt Zwang.
Zu einer lebhaft geführten Debatte kam es gleich zur Eröffnung des zweiten Tags am diesjährigen FONDS professionell KONGRESS. Das Thema: Sinnhaftigkeit und Machbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens. Unter der Moderation von Richard David Precht, weithin bekannter Philosoph und Publizist, tauschten Henning Vöpel, Vorstand des Centrums für Europäische Politik, Kristina Schröder, ehemalige Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, sowie Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ihre zum Teil diametral entgegengesetzten Positionen aus. Eine Zusammenfassung finden Sie in unserem Bericht.
Im Anschluss an die Diskussion hatten wir die Möglichkeit zu einem Video-Interview mit dem DIW-Chef. Darin bekennt Fratzscher unter anderem, warum er als eine Art "Bekehrter" in der Frage eines bedingungslosen Grundeinkommens gilt. Der Ökonom erklärt zudem, warum er nichts von der 42-Stunden-Woche hält, und warum aus seiner Sicht die private Vorsorge in Zukunft für immer mehr Menschen zur wichtigsten Säule der Absicherung im Alter werden wird. Potenzial sieht er zwar auch für die betriebliche Altersvorsorge, bleibt aber skeptisch: "Im Vergleich zur privaten wird die betriebliche Vorsorge nicht so stark an Bedeutung gewinnen können, wie das vielleicht manche wünschen." (hh)