Expertenrunde: 2019 muss man dahin, wo es weh tut
Frank Fischer, Alexander Kapfer und Guido Berresheim sprachen auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim mit Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, über ihre aktuelle Sicht auf die Finanzwelt – und die Herausforderungen für die Geldanlage.
Das Jahr 2019 könnte durchaus turbulent werden, doch auch in stürmischen Zeiten finden sich gute Investmentgelegenheiten. Auf diesen Nenner lassen sich die Aussagen der drei Börsenprofis bringen, die beim FONDS professionell KONGRESS in Mannheim ihre aktuelle Sicht auf die Finanzwelt und die Herausforderungen für die Geldanlage diskutierten. Frank Fischer (Shareholder Value Management), Alexander Kapfer (Capanum) und Guido Berresheim (Spirit Asset Management) waren der Einladung des Fondsanbieters Axxion gefolgt und analysierten unter der Moderation von Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, die Chancen, die sich in Zeiten schwankender Märkte und politischer Unsicherheiten bieten.
"Es wird große Schwankungen über das Jahr geben und die muss man versuchen, auszunutzen", sagte Berresheim. Kapfer blickt den kommenden drei bis sechs Monaten aufgrund der 180-Grad-Wende von US-Notenbankchef Jerome Powell erst einmal zuversichtlich entgegen. "Sollte die Konjunktur in den USA anziehen, dann wird es schwierig, wenn nicht, könnte 2019 ein gutes Jahr werden", sagte er.
Rückenwind vom Markt
Gute Anlagemöglichkeiten sieht Kapfer in strukturellen Wachstumswerten. "Wir verstehen darunter Unternehmen, die grundsätzlich Rückenwind vom Markt bekommen", erklärte er. Als Beispiel nannte er Gesellschaften, die im globalen Transport- und Tourismusbusiness tätig sind. Generell kann er sich zudem neue Höchstkurse in diesem Jahr in den USA vorstellen. "In Europa nicht", sagte Kapfer.
Fischer sieht es ähnlich. Als renommierter Value Investor wittert er überall dort Chancen, "wo etwas stinkt". Günstige Einstiegsmöglichkeiten erkennt er aktuell – anders als Kapfer – aber eher in Europa als in den USA. "In Frankreich sorgen ausgerechnet die Gelbwesten-Proteste für günstige Kurse, in Großbritannien ist es der bevorstehende Brexit", sagte er. Dort fänden sich durchaus Unternehmen, bei denen er "schon mal zuschlagen" würde.
Brexit wird für EU gravierend sein
Fischer zeigte sich überzeugt davon, dass Großbritannien der Europäischen Union (EU) auch ohne Einigung den Rücken kehren werde. Kapfer hingegen hält einen sogenannten "harten Brexit" für ausgeschlossen. Einig waren sich die drei Portfoliomanager darüber, dass die Folgen eines Austritts Großbritannien aus der Staatengemeinschaft sowohl für das Land selbst, als auch für die EU erheblich sein werden. Langfristig seien die Auswirkungen auf die Union sogar deutlich gravierender.
Von Zinserhöhungen in der EU geht für die kommenden zwei bis drei Jahre keiner der Fondsmanager aus. Zumindest Kapfer würde trotz der jüngsten Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed nicht ausschließen, dass die Zinsen in den USA wieder steigen, sobald die Kerninflation – also die Teuerungsrate unter Außerachtlassung der Energiepreise – anzieht.
Attraktive Anleihen aufspüren
Trotz des niedrigen Zinsniveaus ließen sich aber selbst im Euroraum attraktive festverzinsliche Papiere finden, ist Berresheim überzeugt. "Es gibt interessante börsengehandelte Anleihen, zum Teil im Nachrangbereich, die sehr speziell strukturiert sind", sagte er. Auch weil die Kurse in den vergangenen sechs Monaten ebenso wie die Aktiennotierungen relativ stark gefallen seien, ließen sich Chancen finden. "Man muss die Papiere aber sehr genau analysieren", erklärte Berresheim.
Fischer findet brasilianische Anleihen nicht uninteressant. "In Brasilien gibt es durchaus Zinsen, die das Risiko, das man dort trägt, kompensieren", sagte er. "Man muss aber schon genau wissen, in welchem Land man unterwegs ist und auch bereit sein, einmal durch eine volatile Phase zu gehen." (am)