Mit einem Jahresrückblick der etwas anderen Art begann Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch, seinen Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS 2023 in Mannheim. "2022 war nicht das Jahr der Zeitenwenden. Es hat uns aber gezeigt, was politisch und wirtschaftlich nicht funktioniert, wo es krankt." Dagegen sollte 2023 das Jahr werden, in dem man gelernt habe, die Ärmel hochzukrempeln und wieder neu anzufangen. "Denn so schlimm, wie viele meinen, ist es in der Welt auch wieder nicht", so Vorndran, der auf der Bühne im Mozartsaal den erkrankten Bert Flossbach vertrat.

Was heißt das konkret für die Finanzmärkte und die Anleger? Der Finanzexperte erinnerte daran, dass die Notenbanken vor drei Jahren nur noch von der Gefahr einer Deflation redeten. Er betonte, dass die Inflation nicht nur durch den Ukraine-Krieg und seine Folgen wie erhöhte Energiekosten getrieben wird. Vielmehr seien auch aktuelle Probleme wie Demografie, Dekarbonisierung und Deglobalisierung die Ursachen für höhere Teuerungsraten. 

"Spinne im Netz"
Vor allem aber sei die Inflation die "Spinne im Netz" aus vielen anderen Faktoren wie etwa Politik, Zinsen, Öl, China und Klima, die die Wahl der passenden Assets für das jeweilige Anlageziel bestimmen. Denn aus der Inflation erwachse die große Herausforderung der Real-Rendite – und wie man die erziele. "Aktien beispielsweise sind hervorragend für realen Wertzuwachs, aber keine gute Anlage in Krisenzeiten." Gold dagegen sei als Wertsicherungsinstrument in solchen Zeiten gut, sonst aber nicht. Anleihen wiederum würden letztlich nur dazu dienen, die strenge Regulierung zu erfüllen, die risikoreichere Anlagen doch sehr erschwere.

Ein weiteres Problem sei, dass es eine "reale Rezession" gebe: "Die Unternehmen wachsen zwar, aber nur übers Produktionsvolumen. Sie können ihre Produkte schließlich in vielen Ländern verkaufen und nicht nur an einem Markt." Dagegen seien die Preise für die Waren gleich geblieben, sodass das Wachstum der Unternehmen nur nominal und nicht real sei. Trotz allem, letztlich führt laut Vorndran nichts an Aktien vorbei, um eben eine reale Rendite zu erzielen. Das zeige auch ein Blick in die Vergangenheit: Langfristig lohnen sich die Wertpapiere. "Es kann halt mal ein paar Jahre dauern!" Wichtig sei, wie man die Firmen einschätze und ob deren Prognosen stimmen  – ab fünf Jahre aufwärts, nicht kurzfristig für ein Jahr. Mit anderen Worten: Die richtige Wahl der Einzeltitel ist wichtig. (jb)