Der FONDS professionell KONGRESS fand dieses Jahr zum 23. Mal statt. Und seit 23 Jahren erläutert Jens Ehrhardt, Gründer und Vorstandschef von DJE Kapital, den Besuchern hier seine Einschätzung der Finanzmärkte – weil er in den Anfangsjahren nicht auf die Meinung anderer gehört hatte. "Vor 20 Jahren hat eine große überregionale Zeitung gemeint, dass ich zu alt sei, um Fonds zu managen", berichtet er schmunzelnd. Auch in diesem Jahr hörten viele Besucher zu, wie er seinen vorsichtigen Optimismus für Aktien im noch jungen Jahr begründet.

Im vergangenen Jahr performte der Großteil der Aktien nicht so gut wie die Indizes, was man am Beispiel des S&P 500 gut sehen könne, erläutert Ehrhardt: "Nur rund 30 Prozent der Werte stiegen im Vergleich zum Index." Ähnlich sei es beim Dax gewesen. Rechnet man etwa die Aktien von Siemens Energy heraus, wäre die Entwicklung des deutschen Aktienindex nicht so gut. "Es ist also schwer, die richtigen Aktien zu finden", so der DJE-Chef.

Chancen für bestimmte Aktien
Damit eröffnen sich aber auch Chancen. Schaut man wiederum auf die USA, so zeigen viele Indikatoren hohe Bewertungen für Aktien. Viele Anleger sind auch schon investiert. Allerdings halten sehr viele Investoren die "Magnificent Seven", sodass Ehrhardt zufolge eben andere Aktien interessanter sind, da deren Bewertungen noch nicht zu hoch sind.

Ein weiterer für die Richtung der Aktienmärkte wichtiger Indikator ist laut Ehrhardt immer die Geldmenge. Diese steige in den USA, wenngleich nicht so stark. Es gebe also einen gewissen Schub für Aktien. Ähnlich sei die Lage in Europa. Die Geldmenge stieg in den USA vergangenes Jahr auch nur leicht, die Börsen boomten aber. Ehrhardt verweist hierzu auf die sogenannten Reverse-Repo-Kontrakte: Mit diesen geben US-Banken überschüssige Liquidität mittels Kaufes von Anleihen an die Federal Reserve ab, die Fed verpflichtet sich aber, die Anleihen später zu einem höheren Preis zurückzukaufen. Und diese Liquidität floss dann in den Aktienmarkt, so Ehrhardt.

Schuldenbremse bremst auch Börsen
Der Finanzexperte machte noch auf einen anderen Punkt aufmerksam, der gerade auch für Deutschland wichtig ist: Die Geldmenge in den USA hängt natürlich mit deren Staatsverschuldung zusammen. In den vergangenen Jahren haben die jeweiligen Regierungen über diverse Programme Liquidität in den Markt gegeben, um die Konjunktur anzukurbeln. "Hier hat Deutschland Potenzial. Die Verschuldung ist wegen der Schuldenbremse vergleichsweise niedrig. Zudem macht die Bremse keinerlei Sinn, wenn andere EU-Länder Geld ausgeben", so Ehrhardt. Mehr Schulden wären sicher ein Schub für die Konjunktur in Deutschland. Die Börsen würden auch profitieren, wenngleich nicht sehr, da sie schon viel eingepreist haben.

Auch die Geldpolitik spricht Ehrhardt zufolge zumindest nicht gegen Aktien: Die Zinsen in den USA seien zuletzt zwar zurückgegangen, aber nur leicht, da die Konjunktur grundsätzlich intakt ist. Hier müsse man also auch wieder differenziert auf das jeweilige Geschäftsmodell schauen, welche Unternehmen auch in diesem Zinsumfeld Chancen haben. In Bezug auf Europa hat Ehrhardt eine klare Meinung: "Schnelle Zinssenkungen dürften die Börsen pushen." (jb)