Precht: "Der Begriff 'Bürgergeld' ist ein Etikettenschwindel"
In einer Podiumsdiskussion tauschten vier renommierte Experten beim FONDS professionell KONGRESS ihre zum Teil entgegengesetzten Positionen zum bedingungslosen Grundeinkommen aus. Mit Richard David Precht als Moderator der Runde konnten wir im Anschluss ein kurzes Video-Interview zum Thema führen.
Über die Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen einen Lösungsbaustein für eine notwendige Reform des Sozialstaats und vor allem der Altersversorgung darstellt, tauschten zur Eröffnung des zweiten Tags beim FONDS professionell KONGRESS in Mannheim vier ausgewiesene Experten ihre durchaus unterschiedlichen Sichtweisen aus. Richard David Precht, weithin bekannter Philosoph und Publizist, traf dabei als Moderator der Diskussionsrunde auf Henning Vöpel, Vorstand des Centrums für Europäische Politik, Kristina Schröder, ehemalige Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, und Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Eine Zusammenfassung der lebhaft geführten Debatte und der dabei sichtbar gewordenen, zum Teil diametral entgegengesetzten Positionen finden Sie in unserem Bericht.
Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, mit Richard David Precht unter anderem über die Frage zu diskutieren, ob nicht das Bürgergeld schon eine Art erster, wenn auch nur sehr kleiner Schritt in Richtung der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens darstellt. Der wahrscheinlich bekannteste deutsche Intellektuelle sieht das keineswegs so. Precht ist sogar der Ansicht, dass das Bürgergeld eher so etwas wie ein Etikettenschwindel ist, denn es habe nichts mit dem Grundeinkommen zu tun. Dennoch bleibt Precht optimistisch, wenn er zu dem Schluss kommt, dass die Entscheidung zum Bürgergeld "der erste kleine Gänsefuß" in Richtung der Umsetzung eines Grundeinkommens sei auf einem Weg, der aus seiner Sicht am Ende mit Sieben-Meilen-Stiefeln beschritten werden müsse. (hh)