"Er ist sozusagen jetzt ein Aussätziger der internationalen Gemeinschaft", sagte Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, bei "ntv" über Russlands Staatschef Wladimir Putin. "Da passt es ihm natürlich, dass der chinesische Präsident kommt und drei Tage bleibt – das ist eine Aufwertung Putins. Und das hilft ihm national, wo es ja weder mit dem Krieg so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, noch läuft es wirtschaftlich gut für das Land."

Vor dem Hintergrund des Haftbefehls, den der Internationale Strafgerichtshof in der Vorwoche gegen Putin ausgestellt hat, sei der Besuch sowohl für Russlands Präsidenten als auch für Xi wichtig, meint Heusgen. Putin könne so seiner Bevölkerung zeigen, dass Russland nicht isoliert sei. Xi wiederum brauche Russland im Systemwettbewerb mit den USA. 

Putin ist heute ein Juniorpartner für China
"Russland ist jetzt eine Discount-Tankstelle für China", meint Heusgen im "ntv"-Interview. Der frühere Sicherheitsberater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel spielt damit auf ein Zitat des 2018 verstorbenen US-Senators John McCain an, der einmal sagte, Russland sei eine Tankstelle, das sich als Land verkleide. "Das schätzt Xi natürlich", so der Sicherheitsexperte. Auf der anderen Seite müsse Chinas Präsident Putin auch stützen, "weil er natürlich große Angst davor haben muss, dass in Russland nach diesem Desaster, das Putin für sein Land angerichtet hat, eine Revolution, ein Umsturz kommt – und Russland wieder, wie unter Gorbatschow, demokratisch wird und sich dem Westen zuwendet." (mb)