Besucher des FONDS professionell KONGRESSES bekommen während der zwei Tage nicht nur viele Informationen und Neuigkeiten, die die Finanzbranche und ihre Arbeit betreffen, sondern auch zum politischen Weltgeschehen. So gab die Politikwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin Claudia Major auf Einladung von RBC Bluebay Asset Management im Rahmen einer von "N-TV"-Moderatorin Corinna Wohlfeil geleiteten Diskussionsrunde, an der auch Timothy Ash, Senior Strategist Emerging Markets bei RBC Bluebay AM, teilnahm, ihre Einschätzung der sicherheitspolitischen Lage in Europa.

Im Mittelpunkt des Gespräches stand der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf Europa. Major erläuterte, dass im Moment unklar ist, wie es in der Ukraine weitergehen wird. Die neue US-Regierung, auf die es hier maßgeblich ankommt, sei sich intern uneins. "Ein Ansatz ist, Russland nachzugeben und den Krieg so zu beenden. Der andere ist, Russland militärisch und wirtschaftlich so unter Druck zu setzen, dass man es zu Verhandlungen zwingt", so Major. Ihre Meinung ist aber klar: Russland sehe die Ukraine nicht als unabhängigen Staat, daher sei es besser, Moskau mit Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Gute Idee von Trump
Den Vorschlag von US-Präsident Trump, Russland über Senkungen des Ölpreises, einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, zumindest zu Gesprächen zu bewegen, hält Major zwar für eine gute Idee. "Damit kann man den Krieg aber nicht beenden. Es geht nicht ohne militärische Mittel", so Major weiter. Russland mache jeden Tag Landgewinne in der Ukraine. Da werde es weniger Geld aus Ölverkäufen auch nicht abhalten.

Major warnte, dass ein Sieg Russlands über die Ukraine ein sehr großes Risiko für die westlichen Staaten wäre, weil es dann einen größeren Krieg geben werde: "Das würde für Moskau einen Präzedenzfall schaffen, da es sehen würde: 'Es geht doch, wir können unsere Ziele militärisch durchsetzen'", erläuterte Major. Daher sei es so wichtig, Russland die Grenzen aufzuzeigen, auch um der eigenen Sicherheit willen. "Wenn die Ukraine verliert, verlieren auch wir", stimmte Ash ihr zu.

Unterstützung durch Kauf von Ukraine-Bonds 
Aus diesem Grund verteidigte Ash die Politik der westlichen Staaten, die Ukraine mit Waffen zu beliefern. Der Investmentexperte betonte weiter, dass auch der Kauf von Anleihen der Ukraine ein Mittel ist, das Land im Kampf gegen den Aggressor zu unterstützen: Damit könnten nicht nur Waffenkäufe, sondern auch der Wiederaufbau des Landes finanziert werden.

Die Sicherheitsexpertin führte ferner aus, dass sich der Westen und damit auch Deutschland schon längst im Konflikt mit Russland befinden. "Es gibt eine Grauphase zwischen Frieden und Krieg, also Konflikte ohne militärische Gewalt", so Major. Russland versuche auf verschiedene Weise die demokratischen Mechanismen in den westlichen Ländern zu unterminieren. Dazu zählen Sabotage(versuche) von wichtiger Infrastruktur, vor allem aber auch gezielte Desinformation und "Fake News". (jb)