Von Flossbachs Investmentaffären und Kaldemorgens Joker
Sind Anleihen aktuell attraktiv? Was ist von US-Techaktien zu halten? Und welche Branchen versprechen die beste Performance? Antworten auf diese Fragen lieferte der Fondsmanager-Gipfel auf dem FONDS professionell KONGRESS, bei dem Deutschlands Investmentprominenz teils interessante Parallelen zog.
Wenn sich Bert Flossbach, Klaus Kaldemorgen und Peter E. Huber auf Einladung von Eckhard Sauren die große Bühne auf dem FONDS professionell KONGRESS teilen, geschieht etwas, was in der Investmentindustrie nicht allzu häufig passiert: Die großen Themen, die Finanzberater und ihre Kunden bewegen, werden nicht staubtrocken, sondern erstaunlich unterhaltsam behandelt. Die drei Branchenurgesteine lassen das Publikum nicht nur an ihrer jahrzehntelangen Börsenerfahrung teilhaben, sie kabbeln sich auch bühnenreif – angestachelt von Eckhard Sauren, der laut Selbstauskunft den Part der KI ("Kölner Intelligenz") übernimmt.
Einigkeit herrschte an diesem Mittwochnachmittag (24.1.) immerhin in einem Punkt: Anleihen mögen zwar dank des gestiegenen Zinsniveaus heute interessanter sein als vor zwei Jahren, wirklich attraktiv sind sie aber nicht. Huber verwies auf die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die mit ihren 2,3 Prozent geradezu verblasse im Vergleich zu den vier Prozent, die Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Die Inflation sei zwar deutlich gesunken, aber noch lange nicht besiegt, mahnte Huber, der mit einer zweiten Teuerungswelle rechnet.
Flossbach zufolge könne es mit Anleihen mittlerweile immerhin gelingen, die Inflation auszugleichen, "wirklich prickelnd" sei das aber nicht. "Das Gerede einiger Branchenteilnehmer, uns stünde ein goldenes Rentenjahrzehnt bevor, können Sie vergessen!", ruft er dem Publikum zu. "Ich freue mich natürlich, dass die Nullzinsphase vorbei ist", ergänzt Kaldemorgen. In seinem Fonds nutzt er Anleihen aber im Wesentlichen nur als Risikopuffer für sein Aktienengagement. Von "aktiven Risiken" im Rentenbereich mit Blick auf Laufzeit oder Bonität der Papiere rät er ab.
"Wie bei Batman gegen Joker"
Und wie sieht es auf der Aktienseite aus? Huber hatte vor zwei Jahren unter anderem auf Energie- und Rohstofftitel gesetzt. Das ging nur für kurze Zeit auf, erinnert Sauren. Im vergangenen Jahr dominierten dann wieder die "Glorreichen Sieben" das Geschehen, also die großen US-Techaktien rund um Microsoft, Amazon und Co. Huber bringt das jedoch nicht von seinem Kurs ab. Ihm sei wichtig, dass seine Rechnung auf lange Sicht aufgehe: "Ich bin ja kein Spekulant, ich bin Investor", betont er. Abgesehen davon hätten die Öl- und Rohstoffaktien in seinem Fonds auf Sicht von zwei Jahren besser abgeschnitten als der US-Technologieindex Nasdaq.
Flossbach hält von der Energie- und Rohstoffbranche dagegen wenig. Diese Unternehmen seien viel zu abhängig von "exogenen Schocks", etwa vom Ölpreis, dessen Entwicklung sich nicht seriös prognostizieren lasse. Solche Titel seien – bei sehr niedriger Bewertung – höchstens mal "Investmentaffären". Auch in Kaldemorgens Portfolio finden sich keine Energie- und Rohstoffwerte. "Das ist wie bei Batman gegen Joker: Joker mag hin und wieder mal einen Punkt machen, mehr aber nicht." Der DWS-Manager verweist zudem auf die langfristig sehr ernüchternde Performance der Energie- und Rohstoffaktien.
Hubers Konter kommt prompt: "Der Blick in den Rückspiegel hat noch niemandem geholfen!" Er verweist auf zahlreiche Börsenhypes der Vergangenheit, die er alle vermieden habe, sei es der Neue Markt, der Biotech-Boom oder die Clean-Energy-Rally. "Ich kaufe lieber langweilige, günstig bewertete Aktien mit Wachstumspotenzial."
Nicht alle "Glorreichen Sieben" überleben
Das mit dem Rückspiegel will Kaldemorgen natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er blickt auf über vier Jahrzehnte Börsenerfahrung zurück – und möchte bei seinen Investments auch entsprechend lange nach vorne schauen. "Ich frage mich, was in den nächsten 45 Jahren erfolgreich sein wird. Und das wird definitiv nicht die Ölindustrie sein!"
Bei den US-Techaktien müsse man anerkennen, dass sie auch dieses Jahr wieder deutlich schneller wachsen würden als der breite Markt. Den digitalen Themen gehöre die Zukunft. "Die Frage ist nicht, ob man diese Aktien kauft, sondern eher, wie viel man davon haben möchte." Zu viel sollte das allerdings nicht sein, meint Kaldemorgen. Er verweist auf den alten Western, nach dem die "Glorreichen Sieben" benannt wurden. Von den Titelhelden hätten am Ende des Films bekanntlich nicht alle überlebt. (bm)