Analyse: Taugen Minenaktien als Goldersatz?
Gold gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Viele Investoren nehmen zudem an, dass sie mit Aktien von Bergbaukonzernen die Entwicklung des Goldpreises nachvollziehen können – sogar mit Turbo. Ob das stimmt, hat ein Analyst von HQ Trust nachgerechnet.
Der Goldpreis hat auf Sicht von einem Jahr rund 30 Prozent zugelegt – in US-Dollar gerechnet. Einige Anleger vermuten zudem, dass die Aktien von Goldschürfern aufgrund ihres Geschäftsmodells sogar einen Hebeleffekt auf die Entwicklung des Edelmetall-Kurses bieten. Der Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf vom Investmenthaus HQ Trust hat untersucht, ob das stimmt.
Er verglich dafür die Entwicklung des Goldpreises mit der von globalen Goldminenaktien sowie dem weltweiten Aktienindex MSCI World. Für die Goldminenaktien schaute Kielkopf auf den entsprechenden Index des Datenanbieters Datastream, für alle Basiswerte verwendete er die Total-Return-Reihen, vor dem Jahr 2001 in Deutschen Mark, danach in Euro. Der Zeitraum der Analyse umfasst mehr als 50 Jahre: von Anfang 1974 bis Ende 2024.
Vergangene Outperformance
"Auf den ersten Blick erscheinen Goldminenaktien tatsächlich als das bessere Investment", stellt Kielkopf fest. Während der Goldpreis seit 1974 um 5,6 Prozent per annum zugelegt habe, seien die Minenaktien auf ein Plus von 6,5 Prozent pro Jahr gekommen, so der Analyst. "Allerdings ging diese Outperformance mit einer signifikant höheren Volatilität einher." Während Gold um 18,5 Prozent schwankte, lag dieser Wert bei den Minenaktien bei 31,8 Prozent. "Der MSCI World kam gerade mal auf 15,2 Prozent", berichtet der HQ-Trust-Experte.
"Zudem fällt auf, dass die bessere Entwicklung der Goldminenaktien vor allem auf die lange Phase von Mitte der 1980er Jahre bis zur Finanzkrise zurückzuführen ist", fährt Kielkopf fort. "Seit dem Jahr 2007 haben sich die Goldminenaktien deutlich schlechter entwickelt." Während der Goldpreis seitdem um 9,7 Prozent per annum zulegen konnte, hätten die Minenaktien nur 2,2 Prozent pro Jahr hinzugewonnen, so der Analyst.
Geringe Absicherung
"Auch zuletzt konnten die Minenaktien nicht mithalten: Während sich der Goldpreis in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt hat, konnten die Minenaktien nur halb so viel zulegen", ergänzt Kielkopf und folgert: "Auch wenn Goldminenaktien tendenziell am Goldpreis hängen, spielen branchenspezifische Faktoren wie die Explorations- und Abbaukosten, politische Konflikte in den Förderländern sowie die allgemeine Entwicklung des Aktienmarktes meist eine deutlich größere Rolle als der reine Goldpreis."
Für eine wirksame Absicherung von Portfolios hätten sich Goldminenaktien in der Vergangenheit als weniger geeignet erwiesen, so der Kapitalmarktanalyst. "Während Goldminenaktien teilweise mit den globalen Aktienmärkten fielen, konnten sie in anderen Phasen den Goldpreis zwar übertreffen, jedoch ohne die gewünschte Stabilität zu bieten", resümiert Kielkopf. "Zur Verbesserung der Portfoliodiversifikation und Reduktion der Volatilität sollten Anleger lieber direkt auf den Goldpreis setzen." (ert)