Der Goldpreis hat in dieser Woche erstmals die Marke von 3.500 US-Dollar pro Unze überschritten. Auslöser war eine breite Flucht aus US-Aktien sowie US-Anleihen und dem Dollar, nachdem Spekulationen aufgekommen waren, dass US-Präsident Donald Trump Fed-Chef Jerome Powell entlassen könnte.

Am Dienstag (22.4.) stieg der Preis für eine Feinunze Gold um bis zu 2,2 Prozent, bevor es zu Gewinnmitnahmen kam. Neben Gold legten auch klassische sichere Häfen wie der Yen und der Schweizer Franken zu. Die Ursache: Trumps wiederholte Forderungen nach sofortigen Zinssenkungen, die als Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank gewertet wurden. Der Dollar fiel daraufhin auf den tiefsten Stand seit 2023.

"Aber es kann zu einer VERLANGSAMUNG der Wirtschaft kommen, wenn Mr. Too Late – ein großer Loser – die Zinsen nicht JETZT senkt", schrieb Trump am Montag (21.4.) auf sozialen Medien in Richtung Powell.

Gold outperformt fast alle Anlageklassen
Mit einem Kursplus von rund 32 Prozent seit Jahresbeginn gehört Gold 2025 zu den erfolgreichsten Anlageklassen weltweit. Anleger fliehen zunehmend aus risikobehafteten Märkten, die durch Handelskonflikte und politische Unsicherheiten belastet sind.

Laut Analysten von Jefferies ist Gold angesichts der Haushaltslage der USA und des Ausverkaufs bei US-Staatsanleihen derzeit "der einzige wirklich sichere Hafen, der noch übrig ist".

Vertrauensverlust in die USA als Preistreiber
Auch andere Analysten sehen die Rally als Ausdruck wachsender Skepsis gegenüber den USA. "Der rasante Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr zeigt mir, dass die Märkte weniger Vertrauen in die USA haben als je zuvor", sagte Lee Liang Le von Kallanish Index Services. "Die Erzählung vom 'Trump-Trade' hat sich zu einer Erzählung von 'Verkauf Amerika' entwickelt."

Zentralbanken trieben den Aufwärtstrend bereits zu Jahresbeginn an, indem sie ihre Währungsreserven verstärkt vom US-Dollar in Gold umschichteten – auch als Absicherung gegen geopolitische Sanktionen. Inzwischen verzeichnen auch Gold-ETFs wieder kräftige Zuflüsse. Besonders aus China wurde zuletzt ein deutliches Plus beim Handelsvolumen gemeldet.

4.000 Dollar als nächstes Ziel?
Investmentbanken zeigen sich zunehmend optimistisch: Goldman Sachs etwa rechnet mit einem Anstieg des Goldpreises auf 4.000 US-Dollar bis zur Jahresmitte 2026. "Die Rally zeigt, dass der Wunsch besteht, Dollar-Anlagen zu diversifizieren und in ein breiteres Spektrum sicherer Häfen zu investieren", sagte Kamakshya Trivedi von Goldman Sachs gegenüber "Bloomberg TV".

Technische Risiken – überkauftes Niveau erreicht
Gleichzeitig mehren sich Warnzeichen: Technische Indikatoren wie der 14-Tage-Relative-Stärke-Index (RSI) erreichten zuletzt Werte über 78 – deutlich über der Schwelle von 70, die als überkauft gilt.

"Gold ist kurzfristig extrem überkauft, was eine Korrektur wahrscheinlich macht", erklärte "Bloomberg"-Makrostratege Ven Ram. "Dies ist jedoch nicht mit seiner mittelfristigen Entwicklung zu verwechseln: Gold entwickelt sich am besten, wenn die Weltwirtschaft in Schwierigkeiten ist, und die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit ist enorm." (mb/Bloomberg)