Anlageprofi: Diese drei Baudarlehenstypen sollten Berater kennen
Bei der Finanzierung einer Immobilie hat der Käufer verschiedene Optionen. Vermögensprofi Marc-Oliver Lux erklärt die Vor- und Nachteile der gängigsten Darlehensformen.
Käufer, die ihr Eigenheim über einen Baukredit finanzieren möchten, können aus einem Pool an Angeboten wählen. Der Klassiker ist das Annuitätendarlehen, das mit rund 70 Prozent den größten Marktanteil einnimmt, erklärt Marc-Oliver Lux von der Münchner Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München. Dabei bleibt die Monatsrate stets gleich. Sie setzt sich aus einem Zins- und einem Tilgungsteil zusammen. "Weil bei dieser Finanzierung Schulden abgezahlt werden, sinkt der Zinsanteil stetig, der Tilgungsanteil steigt", sagt Lux. Meist bleibt nach Ablauf der Zinsbindung eine Restschuld übrig, für die Käufer eine Anschlussfinanzierung benötigen.
Das Volltilgerdarlehen ist eine besondere Form des Annuitätendarlehens. Die Rate setzt sich ebenfalls aus Zins- und Tilgungsteil zusammen – nur mit dem Unterschied, dass es von vornherein das Ziel ist, die Immobilie komplett abzubezahlen. Das klingt gut, hat in der Praxis aber erhebliche Nachteile: "Ein Volltilgerdarlehen ist gegenüber klassischen Annuitätendarlehen unflexibler. Die meisten Anbieter schließen Anpassungen der Tilgungsrate und Tilgungspausen komplett aus", erklärt Lux. Auch Sondertilgungen seien in der Regel ausgeschlossen. Volltilgerdarlehen würden sich daher im Prinzip nur für den Abbau der Restschulden eignen.
Teure Zwischenfinanzierung
Die dritte Option, die Banken anbieten, ist das Bausparsofortdarlehen. Ähnlich dem Volltilgerdarlehen steht auch hier von Anfang an fest, wie Käufer ihre kompletten Schulden abbezahlen. "Bei einem Bausparsofortdarlehen leihen Sie sich von der Bank das benötigte Darlehen für die Finanzierung und schließen zugleich einen Bausparvertrag ab", erklärt Lux.
Hier liegt der Knackpunkt im Zinsänderungsrisiko: Zwar garantieren einige Bausparkassen den Zinssatz für das Darlehen bei Vertragszuteilung. Bei solchen Kombidarlehen besteht aber oft ein Finanzierungsrisiko zwischen dem Ende der Zinsbindung und der Vertragszuteilung des Bausparvertrags. "Noch dazu dürfen die Bausparkassen den Termin für die Vertragszuteilung, also die Auszahlung des Bauspardarlehens, nicht garantieren", sagt der Vermögensprofi. Verzögert sich die Auszahlung, benötigen Hauskäufer eine Zwischenfinanzierung – und die kann im Zweifelsfall teuer werden. (fp)
Kommentare
Teure Zwischenfinanzierung?
AntwortenDiese Überschrift klingt doch sehr tendenziös, wenn im Text die Zwischenfinanzierung beim Bauspardarlehen als "im Zweifelsfall teuer" betont wird. Wenn hier sauber durchfinanziert wird, hat der Kunde kein Zinsänderungsrisiko. Wo wird dieses Risiko im Artikel beim klassischen Annuitätendarlehen erwähnt, wo der Kunde nach Ablauf der Zinsbindung nicht weiß, was ihn erwartet. Das könnte bei einer veränderten Zinslandschaft in späterer Zukunft zu richtigen Problemen führen.
riemann am 04.12.19 um 12:51AW: Teure Zwischenfinanzierung? - Wissen Sie noch, was BHW bedeutete?
AntwortenIch weiß ja nicht, wie alt bzw. wie lange Sie schon in der Branche sind, aber fragen Sie doch mal ein paar "alte" Beamte/ÖD-MiA nach Ihren BS-Erfahrungen mit dem BHW in den 70er-Jahren. Sollten die Zinsen tatsächlich wieder (drastisch) steigen, wollen viele Bausparer möglichst schnell ihr billiges BS-Darlehen - aber aus dem BS-Topf kann man halt nicht mehr herausnehmen als drin ist... Aus diesen Zeiten stammt auch der Name der BHW-BSKasse: Bauen heißt warten... ;) Oliver Gerblich
gerblich@fznm.de am 04.12.19 um 20:37