Anlagestratege: "Überfällige Stimmungskorrektur"
Der Kapitalmarktleiter der Deka setzt auf europäische Aktien und dabei vor allem auf Werte aus der zweiten Reihe. Die aktuelle Korrektur dürfte allerdings noch einige Wochen anhalten.
Die Kursbewegungen an den internationalen Aktienmärkten sind ein Zeichen der akuten Unsicherheit vieler Marktakteure. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Dekabank, glaubt, dass der allgemeine Aufwärtstrend anhalten wird. Die Korrektur könnte also Einstiegschancen eröffnen.
Stimmungsdämpfer war überfällig
"An den Aktienmärkten findet eine überfällige Stimmungskorrektur statt", so Schallmayer. In den USA weiche die Zuversicht insbesondere aus den Technologiewerten. Die Gewinnaussichten für die anderen Branchen hingegen verbessern sich, sodass es zu Rotationen am Aktienmarkt kommt. Und in Europa müssten Anleger nach der neu entdeckten Begeisterung für die Region zunächst etwas Luft holen und sich neu justieren. Beides sei zunächst nicht bedrohlich, so Schallmayer: "Beide Bewegungen sind aus technischer Sicht gesund für den Aktienmarkt und haben auch aktuell nicht das Potenzial, den generellen Aufwärtstrend zu brechen."
Aus der aktuellen Korrektur könnte aber mehr werden, wenn politische Ideologien in den USA die wirtschaftliche Aktivität stark und nachhaltig schädigen. Oder bei einem Rückfall in alte Verhaltensmuster in der EU, wenn die hohen schuldenfinanzierten Ausgaben aufgrund des fehlenden Willens zu Reformen nicht die erhofften Wachstumsimpulse bringen. Schallmayer glaubt, dass die Stimmungskorrektur im Dax noch etwas anhält und der negative Nachrichtenstrom aus den USA in den kommenden Wochen das gesamte Aktienmarktsentiment belasten dürfte.
Europäische Aktien immer noch günstig
Die Bewertung deutscher und europäischer Aktien sei zwar angestiegen, bewege sich mit KGVs von zuletzt 15 für den Dax und den Euro Stoxx 50 aber nur moderat oberhalb langjähriger Durchschnittswerte und deutlich unterhalb der Bewertungen in den USA. "Der mittelfristige Ausblick bleibt intakt und spricht für europäische Aktien sowie die Unternehmen aus der zweiten Reihe", so der Stratege. Bei der Erwartungshaltung an die schuldenfinanzierten Programme dürfte es zwar regelmäßig zu Anpassungen kommen, die zugrundeliegende Perspektive für Konjunktur und Unternehmensgewinne ist aber klar positiv. Schallmayer sagt: "Wir rechnen damit, dass der Stimmungsumschwung zugunsten Europas anhält und für strukturelle Mittelzuflüsse in die Region sorgt." Dies begrenze Kurskorrekturen und begünstige die daran anknüpfenden Erholungsbewegungen. (jh)