Asset Manager: Hoher Kapitalbedarf zur Bewältigung der Wasserknappheit
Die Dürre in Frankreich und Italien hat dem Problem der globalen Wasserkrise zuletzt neue Aufmerksamkeit verschafft. Zum Weltwassertag am 22. März wirft Nicolas Jacob von Oddo BHF AM einen Blick auf zwei Ansätze, um die Wasserknappheit zu entschärfen.
Einige Landstriche in Frankreich und Italien haben zurzeit mit den Folgen außergewöhnlicher Trockenheit zu kämpfen. Wasserknappheit sei ein globales Problem, so Nicolas Jacob, Fondsmanager bei Oddo BHF AM. Mit dem Thema beschäftigt sich vom 22. März, dem Weltwassertag, bis zum 24. März die Wasserkonferenz der Vereinten Nationen in New York, 46 Jahre nach der ersten UN-Konferenz dieser Art. "Zur Entschärfung der Wasserkrise gibt es zwei Haupthebel", meint Jacob. Zum einen lasse sich Nachfrage rationalisieren, also durch effizientere Nutzung weniger Wasser verbrauchen. Zum anderen ließen sich die verfügbaren Ressourcen durch Meerwasserentsalzung erhöhen. Insgesamt sieht er einen enormen Investitionsbedarf, damit ergäben sich auch Chancen für Anleger.
Während die Bevölkerung weiter wachse, sei die Verfügbarkeit von Süßwasser für Landwirtschaft, Industrie, Ernährung und Gesundheit begrenzt und sinke gar, so der Fondsmanager. Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums werde die Wassernachfrage das Angebot bis 2030 um 40 Prozent übersteigen. Bleibe die Welt auf ihrem derzeitigen Erwärmungspfad von 2,7 bis 3,1 Grad bis 2100, würden dann drei Milliarden Menschen mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. "Während mehrere Länder in Afrika und im Nahen und Mittleren Osten bereits seit Langem von Wasserknappheit betroffen sind, breitet sich die Verknappung der Süßwasserressourcen allmählich auf Gebiete wie die Westküste der Vereinigten Staaten, den Mittelmeerraum, einige zentralasiatische Länder und Australien aus", so Jacob.
Landwirtschaft und Meerwasser
Der globale Wasserverbrauch entfalle zu 70 Prozent auf die Landwirtschaft, zu 22 Prozent auf die Industrie und zu acht Prozent auf die privaten Haushalte. "Obwohl alle Wirtschaftszweige zu den globalen Anstrengungen beitragen müssen, insbesondere zur Bekämpfung von Verlusten in den Wassernetzwerken, spielt die Landwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Wasserressourcen", sagt Jacob. Dabei helfen könnte eine verbesserte und intelligente Bewässerung. Auch intensiveres Abwasserrecycling und die Einführung weniger wasserintensiver Landwirtschaftsformen wie Vertical Farming würden einen Beitrag leisten.
Den wichtigsten Hebel für die Erhöhung der verfügbaren Wasserressourcen sieht Jacob jedoch im Ausbau der Kapazitäten zur Meerwasserentsalzung, die seit den 1970er Jahren in industriellem Maßstab entwickelt wurde. Heute gebe es weltweit 21.000 Anlagen, die rund 21 Milliarden Kubikmeter entsalztes Wasser pro Jahr produzieren. Seit Anfang der 2000er Jahre verzeichne der Sektor ein durchschnittliches Wachstum von zehn bis zwölf Prozent pro Jahr. Die Technologie mit den geringsten Emissionen sei die Umkehrosmose, die auf hydraulischem Druck und Membranfiltration basiert. Sie stoße nur ein Fünftel des CO2 pro produziertem Kubikmeter aus, das bei älteren thermischen Entsalzungsverfahren anfällt. (fp)