Die fast triumphale Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat Umfrageinstitute sehr überrascht, nicht aber die Buchmacher. "Sie wird bereits als Versprechen für groß angelegte Veränderungen gewertet", schreibt Frédéric Leroux, Leiter des Cross-Asset-Teams und Fondsmanager bei Carmignac.

Wirtschaftlich betrachtet beruhe Trumps Wahl auf einem Missverständnis. "Zum einen haben die Demokraten die Wahl aufgrund der Inflation und der Wahrnehmung verloren, dass sich der Lebensstandard der Amerikaner dadurch verschlechtert hat", so Leroux. Die Inflation sei jedoch ein weltweites Problem gewesen, das in den USA durch Lohnerhöhungen für Privathaushalte besser abgefedert worden sei als in anderen Teilen der Welt. "Zum anderen dürfte die Wirtschaftspolitik von Trump künftig für Inflation sorgen", glaubt Leroux. Schließlich beruhe das Wirtschaftsprogramm des US-Präsidenten auf fünf Säulen, die zunächst zu mehr Wachstum und Preissteigerungen führen dürften.

Optimistischere Stimmung schon spürbar
"Die Beschränkung der Migration ist schnell umsetzbar und wird rasch zu einem Anstieg der Löhne führen, den die gesamte Wirtschaft zu spüren bekommen wird", schreibt der Portfoliomanager. Die Senkung der Steuern vor allem für Unternehmen und die umfangreichen Deregulierungsmaßnahmen würden die Stimmung der Firmenchefs und der Privathaushalte deutlich aufhellen. Diese optimistischere Stimmung sei bereits spürbar, sie dürfte Investitionen und Konsum ankurbeln. 

Auch die Erhöhung von Zöllen werde die Preise nach oben treiben, da Einfuhren teurer werden und für heimische Erzeuger weniger Anreiz besteht, die niedrigsten Preise anzubieten. "Die geplante Verschlankung des Behördenapparats könnte den US-Wirtschaftsbetrieb effizienter machen und die Kosten deutlich senken", so Leroux.

Tatsächlich höhere Zölle? 
Trump gehe in seiner Theorie davon aus, dass mit den Zöllen die Steuersenkungen finanziert werden und damit eine zusätzliche Belastung der Staatskasse und weiterer Finanzierungsbedarf vermieden wird. Doch eine tatsächliche oder als Verhandlungstaktik eingesetzte Erhöhung der Zölle werde erst nach den Steuersenkungen oder gar nicht kommen. "Daher darf man mit recht großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Wirtschaftspolitik von Trump zunächst zu mehr Wachstum, einem Anstieg der Inflation und einer Verschlechterung der öffentlichen Haushaltslage führen wird", glaubt Leroux.

An den Finanzmärkten sei bei Prognosen zwar immer Zurückhaltung geboten. Dennoch seien eine weitere Aufwertung des US-Dollar gegenüber den anderen Leitwährungen, eine Verlangsamung und schließlich eine Beendigung der US-Leitzinssenkungen, ein schrittweiser Anstieg der Anleiherenditen sowie der Inflationserwartung höchstwahrscheinlich. "Wirtschaftszweige und Unternehmen, die sich nicht so leicht von einem starken Dollar und höheren Zinsen erschüttern lassen, werden weiter wachsen", so Leroux. Dies werde so lange dauern, bis die Auswirkungen der erhöhten Zinsen auf die Abzinsung künftiger Gewinne dem Wachstum Grenzen setzen. Genau das sei bereits 2022 passiert. 

Revanche der Finanzmärkte
"Wahrscheinlich wird ein Rückgang der Preise von Vermögenswerten aufgrund zu hoher Zinsen durch einen negativen Vermögenseffekt die nächste Rezession in den USA auslösen", schreibt Leroux. Erst dann sei mit einer Revanche der Finanzmärkte der übrigen Welt gegenüber den US-Märkten zu rechnen, die eine Abwertung des US-Dollar begünstigen wird. "Aber so weit sind wir noch nicht", so der Fondsmanager. (am)