Auch bei nachhaltigen Anlagen rufen die Deutschen nach Vater Staat
Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich ein staatliches Siegel für nachhaltige Geldanlagen, zeigt eine aktuelle Umfrage. Jeder Zweite wäre bereit, für mehr Nachhaltigkeit sogar auf Rendite zu verzichten.
87 Prozent der Deutschen fordern ein staatliches Siegel für nachhaltige Geldanlagen, um besser beurteilen zu können, welche Wertpapiere den Kriterien einer ökologischen, sozialen und ethischen Unternehmensführung (ESG-Kriterien) gerecht werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung Cofinpro unter mehr als 1.000 Bundesbürgern. Demnach legt inzwischen rund jeder zweite Deutsche Wert auf Nachhaltigkeit in der Geldanlage und wäre dafür sogar bereit, auf Rendite zu verzichten.
59 Prozent gaben in der Umfrage zu Protokoll, dass sie ihr Kapital nicht in korrupten Ländern und Unternehmen anlegen wollen. Auch mit Tierversuchen, Kinderarbeit, Verletzungen der Menschenrechte oder Pornographie will mehr als die Hälfte aller Befragten nichts zu tun haben. Laut Umfrage fühlen sich jedoch neun von zehn Befragten nicht dazu in der Lage, nachhaltige Anlagen von Greenwashing zu unterscheiden.
EU arbeitet an einer Lösung
"Ein Problem sind vor allem fehlende einheitliche Standards für nachhaltige Anlagen", sagt Melanie Konrad, Wertpapierexpertin bei Cofinpro. Tatsächlich arbeitet die Europäische Kommission bereits an einer Lösung für das Problem. Geplant ist ein ganzes Paket von Maßnahmen, von einem Klassifikationssystem für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten über Informationspflichten in der Beratung bis hin zur Etablierung von Benchmarks. Konkrete Entwürfe werden in den nächsten Monaten erwartet, die Umsetzung soll ab Mitte 2020 erfolgen. (fp)