Angst vor US-Bankenkrise: Aktien im Sturzflug
Die Aktien von US-Banken sind unter Druck geraten. Nach massiven Verlusten regionaler Institute setzen sich die Abverkäufe fort. Betrugsvorwürfe, schwache Zahlen und neue Risiken lassen Anleger nervös werden. Auch Europas Banken und Börsen spüren die Folgen.
US-Bankaktien haben am Freitag (17.10.) im vorbörslichen Handel ihre Talfahrt fortgesetzt. Nach kräftigen Verlusten regionaler Institute am Vortag weitete sich die Verkaufswelle auch auf Asien und Europa aus, wie Marktbeobachter berichten.
Betrugsfälle belasten Marktvertrauen
Auslöser der Verkaufswelle waren Vorgänge bei den Regionalbanken Zions Bancorp und Western Alliance Bancorp, die am Donnerstag (16.10.) publik wurden. Beide Institute erklärten, Opfer von Betrug im Zusammenhang mit Krediten an Fonds geworden zu sein, die in notleidende gewerbliche Immobilienkredite investieren.
Der S&P Regional Banks Select Industry Index brach daraufhin um 6,3 Prozent ein – der stärkste Rückgang seit August und vergleichbar mit den massiven Kursverlusten während der Regionalbankenkrise 2023.
Anleger fürchten neue Risiken
"Investoren sind verständlicherweise besorgt – wie immer in solchen Situationen –, dass sie die tatsächlichen Risiken noch nicht erkannt haben", sagte Leonard Cohen, CEO des französischen Vermögensverwalters Ginjer AM.

Die Unsicherheit wurde zusätzlich durch die jüngsten Insolvenzen des Autokreditgebers Tricolor Holdings und des Autozulieferers First Brands Group verstärkt. Eine spitze Bemerkung von JP-Morgan-Chef Jamie Dimon dazu schürte die Angst vor weiteren Kreditausfällen. "Wenn Sie eine Kakerlake sehen, dann gibt es wahrscheinlich noch mehr", sagte Dimon am Dienstag (14.10.) in einer Analystenkonferenz. "Jeder sollte vorgewarnt sein."
Analysten sehen begrenztes Risiko
Trotz der Nervosität sehen einige Experten den Einbruch als vorübergehend. "Wir halten die Verluste für idiosynkratisch. Kreditgeber müssen ihre Prozesse verschärfen, aber bisher gibt es keine Hinweise auf systemische Risiken", sagte Nick Brind, Fondsmanager bei Polar Capital Global Financials Trust. Er rechne mit einer kurzlebigen Korrektur, sofern keine neuen Belastungen auftauchen.
Europäische Banken geraten mit in den Sog
Die Sorgen um US-Regionalbanken drückten auch auf europäische Bankaktien: Der Stoxx 600 Banks Index verlor am Freitagmorgen rund drei Prozent.
Schwergewichte wie Deutsche Bank, Barclays und Société Générale gaben um mehr als fünf Prozent nach. Auch in Asien notierten zahlreiche Banktitel im Minus.
Quartalszahlen rücken in den Fokus
Anleger warten nun gespannt auf die neuen Quartalsberichte mehrerer Regionalbanken, die vor Börsenbeginn in New York veröffentlicht werden sollen. Dazu zählen unter anderem Truist Financial, Huntington Bancshares, Fifth Third Bancorp, Regions Financial und Comerica.
Trotz der jüngsten Turbulenzen zeigte sich RBC-Analyst Jon Arfstrom gelassen: "Die Regionalbanken sind heute besser für potenzielle Verluste gerüstet und haben ihre Kapitalquoten seit 2023 deutlich erhöht", schrieb er in einer Notiz. (mb/Bloomberg)














