BKC: "Ein gutes Unternehmen ist nicht automatisch eine gute Aktie"
Value ist nicht gleich Value. Anleger sollten ihre Strategie stets an veränderte Gegebenheiten anpassen, sagt André Schettler, Senior Portfoliomanager bei BKC Asset Management.
Bereits Investment-Guru Warren Buffett warnte vor sogenannten Value-Traps, also der starken Fokussierung auf die relative Bewertung eines Unternehmens. In der Coronakrise hätten sich viele solcher Bewertungsfallen offenbart, sagt André Schettler, Senior Portfoliomanager bei BKC Asset Management. Aktien von Unternehmen, die bereits vermeintlich günstig waren, sind noch günstiger geworden – etwa in der Öl- und Gasindustrie, unter den Banken oder im stationären Einzelhandel. Umgekehrt hat die Pandemie aber auch viele Entwicklungen beschleunigt, zum Beispiel die voranschreitende Digitalisierung oder die Verschiebung der Arbeitswelt ins Homeoffice.
Vielen Investoren erscheint es derzeit nur logisch, auch in Zukunft auf die aktuellen Gewinner der Krise zu setzen. Das Problem: "Ein gutes Unternehmen ist nicht automatisch eine gute Aktie – und ein steigender Aktienkurs ist nicht zwangsläufig ein Hinweis auf die Qualität eines Unternehmens", sagt Schettler. Dieser sei lediglich das Ergebnis von Erwartungen der Marktteilnehmer. Anleger sollten deshalb eine Sicherheitsmarge einplanen für den Fall, dass sich die Hoffnungen nicht erfüllen. "Dieser Denkansatz grenzt den Value-Investor von anderen Investoren ab und führt ihn zumeist in Unternehmen, Branchen oder Regionen, die nicht im Trend liegen", sagt Schettler.
Ist der Bewertungsabschlag gerechtfertigt?
Die Zukunft von Value-Aktie hängt dem Experten zufolge kurzfristig vor allem von der weiteren Entwicklung der Coronakrise sowie dem politischen Umgang damit ab. Auf längere Sicht könnte es sich für Investoren lohnen, "Unternehmen zu beobachten, die aufgrund der Coronakrise unter Druck geraten sind und auf staatliche Anordnung Umsatzrückgänge hinnehmen mussten, deren Geschäftsmodelle aber grundsätzlich intakt sind", sagt der Experte.
Gleichzeitig könnte das größte Value-Potenzial laut Schettler aber auch darin bestehen, in bestimmten Unternehmen eben nicht investiert zu sein, weil Branchen und Geschäftsmodelle im Umbruch sind – und der Bewertungsabschlag deshalb gerechtfertigt ist. (fp)