Marktbeobachter und Politiker diskutieren immer wieder darüber, ob die derzeit steigende Teuerung nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Diese Debatte hält Bernhard Matthes, Chef-Finanzanalyst und Portfoliomanager bei BKC Asset Management, für obsolet. Seiner Ansicht nach ist die Inflation schon seit Jahren da: "Sie war bereits vor Covid da, zwar nicht in Form einer erhöhten Verbraucherpreisinflation, wohl aber in Form einer ausgeprägten Vermögenspreisinflation", sagt der Finanzexperte. Diese sei messbar an der zurückgehenden Kaufkraft bei Immobilienpreisen, Aktienkursen und Kryptowährungen. Als Ursache sieht er die expansive Geldpolitik der Notenbanken.

Einige Inflationsursachen sind allerdings tatsächlich vorübergehender Natur, räumt der Vermögensprofi ein, und haben mit extremen Vorjahres-Basiseffekten zu tun. "Jedoch ist nicht zu verkennen, dass sich aus verschiedenen Richtungen ein hartnäckiger Preisdruck aufbaut, der erhalten bleibt und sich nach vorne gerichtet sehr wahrscheinlich in die Verbraucherpreisinflation durchfressen wird", warnt er. Dafür verantwortlich seien unter anderem anhaltende Knappheit bestimmter Waren, wie etwa Halbleiter, aber auch die Teuerung bei Rohstoffen, Baustoffen, Energie und Materialien.

Zyklische Werte als Inflationsschutz
Als Profiteur der Teuerung sieht der Experte neben realen Sachwerten auch inflationsgeschützte Anleihen. Bei Aktien rät Matthes allerdings zur Vorsicht. "Historisch haben erhöhte Inflationsraten ab einem bestimmten Niveau sogar belastend auf die Aktienmarktbewertungen gewirkt." Branchen mit einem hohen Inflationsschutz seien vor allem Zykliker mit einer hohen Preisfestsetzungsmacht, erklärt er. Dazu gehören etwa Energie, Grundstoffe und Industriewerte. "Enttäuschungen dürften Investoren hingegen erwarten, die zur Inflationssicherung auf defensive Konsumwerte, Versorger oder Pharmawerte setzen."  (fp)