BNY Mellon: Wie grün kann Geldpolitik sein?
BNY-Mellon-Fondsmanager Scott Freedman wagt eine Prognose für Christine Lagardes Agenda: Die neue EZB-Präsidentin macht den Weg frei für Green Bonds, ist er überzeugt.
Christine Lagarde leitete am vergangenen Donnerstag (23. Januar) die erste diesjährige Sitzung im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Entsprechend dürfte in Kürze die strategische Ausrichtung der EZB-Finanzpolitik für das laufende Jahr feststehen. BNY-Mellon-Fondsmanager Scott Freedman rechnet mit einem grünen Finanzprogramm: "Anleger könnten erleben, dass sich die EZB dazu verpflichtet, mehr Green Bonds als Teil eines geldpolitischen Konjunkturpakets zu kaufen", prognostiziert der Experte.
Freedman geht davon aus, dass die Notenbank nach neuen Investitionsmöglichkeiten Ausschau hält. Weil die Sorge um die Folgen des Klimawandels steigt, betrachtet er grüne Anleihen als wahrscheinliche Kandidaten für das EZB-Kaufprogramm. Auch bei Unternehmen rechnet Freedman mit steigenden Green-Bond-Emissionen. "Insgesamt erwarten wir, dass der Markt für Green Bonds nach 2019 auch 2020 weiterhin rasant wachsen wird", sagt er.
Grüne Projekte gibt es genug
Das starke Marktwachstum ist nach Ansicht des BNY-Mellon-Managers vor allem der steigenden Nachfrage der Investoren zu verdanken. "Manche wollen sich grundsätzlich in umweltfreundlichen Projekten engagieren, andere speziell den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft unterstützen", erklärt er.
Unternehmen wollen mit Green Bonds oft ihre Reputation verbessern. Im Jahr 2020 werden sie dafür zahlreiche Chancen finden, glaubt Freedman. Er rechnet damit, dass die Zahl der grünen Projekte, die Staaten und Unternehmen finanzieren können, im laufenden Jahr steigt. Die geplante Modernisierung der Deutschen Bahn hält der Fondsmanager für eine dieser Möglichkeiten. Die Bundesrepublik Deutschland will dieses Jahr erstmals einen Green Bond begeben. Mit dem Erlös könnte sie die Deutsche Bahn bezuschussen, sagt Freedman. (fp)