Börsenprofi: Wirtschaftswende könnte Wunschdenken bleiben
Der Mittelstandsindex M-Dax ist ein guter Indikator für die deutsche Wirtschaft und hat zuletzt gegenüber dem Dax mit seiner globalen Ausrichtung Boden gut gemacht. Doch der Weg zu alten Höhen ist noch weit – vielleicht zu weit, sagt Mainsky-Chef Eckhard Schulte.
Der Wahlsieg der Union bei der Bundestagswahl hat sich abgezeichnet. Und das hat sich auch an der Börse bemerkbar gemacht, so Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender von Mainsky Asset Management. Er verweist auf die Performance des Mittelstandsindex M-Dax in Relation zum Standartwerteindex Dax. Dieser Indikator, den er "Deutschland-Performance-Index" nennt, hat sich in den vergangenen Wochen stabilisiert und nach der Wahl zugelegt.
Zu viele Aufgaben, zu wenig Einnahmen
Während der M-Dax die deutsche Wirtschaft widerspiegelt, reflektiert der Dax eher das globale Umfeld, erklärt Schulte. Seit Amtsantritt der Ampel-Koalition Ende 2021 war der "Deutschland-Performance-Index" nahezu durchgehend im Sinkflug. Nun gehe es zwar wieder aufwärts, doch die bisherige Bewegung sei gering und der Weg hin zu den Niveaus vor dem Ampel-Antritt noch weit. Insgesamt scheint der Markt also wenig überzeugt, dass dem designierten neuen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eine fundamentale Wende gelingt, so Schultes Schlussfolgerung. Und er teilt die Skepsis. "Die Aufgabe, höhere Ausgaben für Verteidigung, Investitionen und gleichzeitig die strukturell immer weiter zunehmenden Defizite zu finanzieren, scheint kaum lösbar."
Neben mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr mehr für die Verteidigung liege der Investitionsbedarf für die öffentliche Infrastruktur laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei rund 1,4 Billionen Euro bis 2030. Zwar werde man sich wohl in einer Ad-hoc-Lösung auf ein neues Sondervermögen zur Finanzierung der Bundeswehr einigen können, aber zu einer Repriorisierung der Ausgabenstruktur dürfte es kaum kommen. Zudem sei in einer Koalition aus Union und SPD eine Steuerentlastung für Unternehmen kaum realisierbar. Gleiches gelte für das Thema Bürokratieabbau. (jh)