"Unsere monatlichen Befragungen von Firmen und privaten Haushalten haben auch bei den langfristigen Inflationserwartungen einen deutlichen Anstieg gezeigt", sagte Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, in einem am Montag auf der Website der Zentralbank veröffentlichten Interview mit der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen". Nagel weiter: "Ich bin überzeugt: Wir müssen geldpolitisch weiter handeln, um diesen Trend zu stoppen und umzukehren."

Die EZB hat im vergangenen Jahr die Zinsen um 250 Basispunkte angehoben und bereits angekündigt, dass noch weitere Erhöhungen anstehen. Nagel bekräftigte seine Position, dass die Währungshüter nicht aus Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung zögerlich handeln dürften. "Falsch wäre es, jetzt aus Angst um die Konjunktur zu zögerlich zu handeln", so Nagel. "Dann müssten wir später umso stärker straffen, was die Konjunktur noch mehr belasten würde."

Gefahr von Zweitrundeneffekten
Nagel ist trotzdem "optimistisch, dass wir in Deutschland einen schwerwiegenden wirtschaftlichen Einbruch vermeiden können und mit einem milden Abschwung davonkommen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir die hohe Inflationsrate mittelfristig in den Griff bekommen werden." Dennoch sei das Risiko von stärkeren Zweitrundeneffekten hoch, "denn die derzeit höheren Lohnabschlüsse könnten die aktuelle Phase hoher Inflationsraten verlängern", so der Bundesbankchef. (mb/Bloomberg)