Carmignac-Stratege: An Europas Börsen dominieren die Miesmacher
Während die US-amerikanischen Aktienmärkte historische Höchststände markieren, dümpeln Europa-Indizes vor sich her. Doch auch in den USA ist nicht alles Gold was glänzt, beobachtet Carmignac-Stratege Didier Saint-Georges.
Die Aktienmärkte in den USA haben in diesem Jahr alle Rekorde geknackt. In Europa dagegen scheinen die Börsen einfach nicht vom Fleck zu kommen. "Miesmacher werden nicht aufhören darauf hinzuweisen, dass die europäischen Indizes ihrerseits weder die Niveaus von 2000 noch die von 2007 erreichen konnten", sagt Didier Saint-Georges, Anlagestratege bei Carmignac. Dabei sollten Investoren nicht aus den Augen verlieren, dass auch die Performance der US-amerikanischen Indizes im Wesentlichen in den ersten vier Monaten des Jahres erzielt wurden. Die Stände von Anfang Oktober entsprachen demnach immer noch denen, die Ende April bereits erreicht wurden.
Noch bleiben drei Monate bis zum Jahresende, die das Bild an den Kapitalmärkten noch nachhaltig verändern können. Ein Risikofaktor bleibt nach wie vor der Handelskrieg. "Man könnte natürlich nach zwei Jahren Handelskrieg an einen Frieden der Tapferen zwischen China und den USA denken. Doch wer wüsste nicht, dass dies in Wirklichkeit nur eine Waffenpause, nicht einmal ein Waffenstillstand und schon gar kein Friedensvertrag wäre", sagt Saint-Georges. China stünde ganz und gar nicht der Sinn danach, gegenüber den USA große strategische Zugeständnisse zu machen.
Atempause für die Märkte
Einen anderen denkwürdigen Moment hat es dem Anlagestrategen zufolge bereits gegeben. Am 11. Oktober kündigte die US-Notenbank an, von da an jeden Monat US Schatzwerte im Wert von 60 Milliarden US-Dollar zu kaufen – mindestens bis zum zweiten Quartal 2020. "Diese erste Kapitulation der Fed wird sicher nicht ausreichen, um eine Wende des Konjunkturzyklus zu bewirken, und schon gar nicht, um die strukturellen Probleme finanzieller Ungleichheit zu lösen, die in den USA und anderswo vorherrschen", sagt Saint-Georges. Doch sie könnte den Aktienmärkten in den kommenden Monaten eine erneute Atempause verschaffen. (fp)