Die meisten Beobachter sind sich darin einig, dass das US-Haushaltsdefizit steigen wird. Dies ist für Axel Botte, Chefstratege von Ostrum Asset Management, auch einer der Hauptgründe dafür, am propagierten Sieg über die Inflation zu zweifeln. Und das nicht nur in den USA.

Botte sagt: "Weltweit zielt die aktuelle Fiskal- und Geldpolitik auf eine Ankurbelung der Wirtschaft ab." Er warnt, dass sich dadurch die Inflation rasch wieder verstärken könnte, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt und der expansiven wirtschaftspolitischen Ausrichtung in den USA und China. Auch Handelssanktionen und Zölle, die die Warenströme behindern, sowie die Belastung von Lieferketten durch geopolitische Konflikte würden es schwieriger machen, der Inflation den Garaus zu machen, als die Zentralbanker glauben wollen. "Eine weitere und stärkere Lockerung der Geldpolitik könnte sich als unangebracht erweisen", so Botte.

Preisanstieg belastet Gewinnmargen
Die Folgen für die Finanzmärkte können seiner Meinung nach vielfältig und gegenläufig sein. Sollte das Wachstum in China tatsächlich anspringen, könnte das in erster Linie chinesischen Aktien zugutekommen, aber auch einer Reihe europäischer Aktien aus dem Luxus- und Nicht-Basiskonsumgütersektor. Doch die potenziellen Zollerhöhungen stellen seiner Meinung nach diese Wirkungskette infrage.

Dagegen dürfte sich der US-Aktienmarkt aufgrund der höheren Produktivität und der anhaltenden Aktienrückkäufe zunächst weiterhin überdurchschnittlich entwickeln, glaubt Botte. "Der US-amerikanische Sonderfall wird die globalen Aktienkurse weiter in die Höhe treiben, bis die Bewertungsmultiplikatoren nicht mehr mit der zugrunde liegenden Rentabilität übereinstimmen", so der Stratege. Dazu dürften die Zölle die Probleme auf dem angespannten Arbeitsmarkt verschärfen und die Lohnforderungen treiben. Das dürfte seiner Meinung nach auf Dauer die Gewinnmargen der Unternehmen belasten. (jh)