Donald Trump könnte mit seinen geplanten Steuersenkungen an Grenzen stoßen, glaubt Feri-Chefökonom Axel Angermann. Für weitergehende Steuersenkungen benötigt er die Zustimmung des Kongresses. Diese dürfte aber daran gebunden sein, dass gleichzeitig eine Senkung des hohen Haushaltsdefizits von rund sechs Prozent der Wirtschaftsleistung gelingt. Und daran hat der Chefvolkswirt der Feri-Gruppe seine Zweifel.

Einsparpotenziale nicht leicht zu finden
"Das Vorhaben kommt einer Quadratur des Kreises gleich", so Angermann. Die Ausgangslage: Die Staatseinnahmen belaufen sich auf 4,9 Billionen Dollar, während die Ausgaben bei 6,7 Billionen Dollar liegen – ein Defizit von 1,8 Billionen Dollar. Die Einnahmen ließen sich laut Angermann durch Zölle um bis zu 200 Milliarden Dollar steigern, wenn der durchschnittliche Zollsatz auf US-Importe auf zehn Prozent angehoben wird. Zuletzt lag er bei etwa drei Prozent. Mit den zunächst angekündigten Zöllen von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte und zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren aus China würde der durchschnittliche Zollsatz auf etwa vier Prozent steigen, erläutert Angermann. Und die Zollerhöhungen würden zugleich nicht ohne Folgen für die US-Inflation bleiben – selbst ohne Berücksichtigung der Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder.

Auf der Ausgabenseite dürften sich solche Dimensionen ebenfalls nicht sparen lassen, zumal bestimmte größere Einsparprogramme im Senat einer Mehrheit von 60 Stimmen bedürfen. Es müssten also nicht nur alle republikanischen Senatoren zustimmen, sondern auch einige demokratische. "Während Ersteres schon ziemlich unwahrscheinlich sein dürfte, kann man Letzteres nahezu ausschließen", so der Chefökonom. Das wahrscheinliche Ergebnis könnte sein, dass die Steuersenkungen aus der ersten Amtszeit Trumps bestehen bleiben, es allerdings keine weiteren Steuersenkungen gibt und deutliche Kürzungen auf der Ausgabenseite realisiert werden. Die Fiskalpolitik würde dadurch spürbar restriktiver als bisher. Gerade die expansive Fiskalpolitik war bislang jedoch eine wesentliche Antriebskraft für die Konjunkturlokomotive USA.

Eine unangenehme Wahl
Am Ende könnte eine unangenehme Wahl stehen, glaubt Angermann: Entweder räumen die Republikaner der Haushaltskonsolidierung Priorität ein und nehmen eine deutliche Abschwächung des bislang robusten Wachstums in Kauf. Oder Trump zieht seine Steuersenkungspläne ohne Rücksicht auf die Staatsfinanzen durch und riskiert damit einen drastischen Anstieg der Langfristzinsen. Angermanns Fazit: "So oder so dürften uns unruhige Zeiten bevorstehen – Zeit also, über eine stärkere globale Diversifikation von Kapitalanlagen nachzudenken und etwaige Abhängigkeiten von US-Assets kritisch zu hinterfragen." (jh)