Die Einstellung deutscher Anleger zu Aktieninvestments hat eine 180-Grad-Wende hingelegt. Noch 2019 ist die Zahl der Aktienbesitzer im Vergleich zum Vorjahr um rund 666.000 Menschen gesunken. Doch im Pandemiejahr 2020 sind die notorischen Börsenmuffel plötzlich zu Aktien- und Fondsfans geworden. 

"Die Zahl der Aktiensparerinnen und Aktiensparer in Deutschland ist im letzten Jahr um 2,7 Millionen in die Höhe geschnellt. Das ist sensationell", sagt Christine Bortenlänger, geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts. "Jeder Sechste in Deutschland hatte Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs im Depot." 

Insgesamt waren im vergangenen Jahr 12,4 Millionen Deutsche in Aktien investiert. Das geht aus den aktualisierten Statistiken des Deutschen Aktieninstituts hervor, die auf breit angelegten Umfragen basieren. Die Coronakrise und die damit verbundenen Lockdowns beförderten den Boom. Geplatzte Urlaube, geschlossene Restaurants und weniger Einkaufsbummel hätten dazu geführt, dass den Menschen mehr Zeit und Geld zur Verfügung stand.

Diese Zeit hätten sie unter anderem dafür genutzt, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen und Geld in Aktien, Fonds oder ETFs anzulegen, stellt das Deutsche Aktieninstitut fest. "Viele der Menschen, die 2020 in Aktien investiert haben, haben sich für das Sparen in Aktienfonds und Aktien-ETFs entschieden. Sie wollen langfristig dabeibleiben", sagt Bortenlänger. Dass der Vermögensaufbau per Sparplan 2020 tatsächlich einen ungeahnten Schub bekommen hat, belegen auch andere Zahlen.

Starker Zuwachs unter 30
Besonders viele junge Menschen haben sich an die Märkte gewagt, insgesamt waren fast 600.000 Menschen unter 30 an der Börse aktiv. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von fast 70 Prozent. Zu dem Boom tragen vor allem Apps der Direktbanken und Neobroker bei. "Die Aktienanlage hat über das Smartphone die Hosentasche erreicht", sagt Bortenlänger. Auch Influencer und Internetforen hätten mit ihrer Kommunikation auf Augenhöhe das Thema Geldanlage für sich entdeckt. (fp)