Das lässt auf eine milde Rezession hoffen
Glaubt man Umfragen und Geschäftsklimaindizes, dann könnte die Lage kaum schlimmer sein. Reale Wirtschaftsdaten zeichnen ein völlig anderes Bild, das gar nicht zu diesem Weltschmerz passt, beobachtet Stéphane Déo von Ostrum Asset Management. Er blickt deshalb vorsichtig optimistisch in die Zukunft.
Zum Ende dieses Jahres ist eine Rezession nur noch schwer zu vermeiden. Aber es gibt Indizien dafür, dass sie wenigstens moderat ausfällt, meint Stéphane Déo, Chefstratege des französischen Vermögensverwalters Ostrum Asset Management. Er begründet seine Analyse mit einem außergewöhnlichen Missverhältnis: Die Schere zwischen pessimistischen Einschätzungen und dem realen Verhalten von Unternehmen war selten so groß wie derzeit.
Glaubt man Umfragen zur europäischen und US-amerikanischen Wirtschaftslage, sieht es für das kommende Wirtschaftsjahr tiefschwarz aus. Der Ifo-Geschäftsklimaindex etwa deutet aktuell auf einen drastischen wirtschaftlichen Zusammenbruch hin, schlimmer als während der Finanzkrise oder zu Beginn der Covid-Pandemie. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen: Denn reale Wirtschaftsindikatoren wie Bruttoinlandsprodukt (BIP), Industrieproduktion oder Beschäftigungszahlen zeigen laut Déo eine starke Resilienz der Wirtschaft.
Die Stimmung ist offenbar schlechter als die Lage
Unternehmen investieren nämlich weiterhin und schaffen sogar neue Arbeitsplätze. Das BIP der Eurozone wuchs im dritten Quartal um 0,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt mit 6,6 Prozent im September auf einem Allzeittief, betont Déo. Aktuell sagen also viele Unternehmen, dass sie pessimistisch in die Zukunft blicken, handeln aber nicht dementsprechend. Déo erklärt diesen Gegensatz mit einem Beispiel: "Sie sagen laut und deutlich, dass Sie eine Diät machen, aber Ihr Einkaufswagen im Supermarkt ist voll mit Cassoulet und Schokoriegeln." (fp)