Diversifikation von Aktienindizes? So gering wie nie!
Die größten Titel dominieren mit ihrem immensen Börsengewicht die Kursentwicklung vieler Leitindizes. Eine Folge: Die Diversifikation etlicher Aktienindizes ist so gering wie nie. Das stellt auch aktive Manager vor Herausforderungen, so eine Analyse von Assenagon AM.
Die zehn größten Aktien stehen für rund 70 Prozent der diesjährigen Wertentwicklung des US-Index S&P 500. Die Dominanz des Technologiesektors und die hohe Konzentration auf einige Aktien erinnert Daniel Jakubowski, Aktienchef beim Fondsanbieter Assenagon, an die Zeit der Dotcom-Blase. Er sieht die Diversifikation mehrerer wichtiger Leitindizes zunehmend in Frage gestellt.
In einer Analyse hat der Aktienexperte untersucht, wie es tatsächlich um die Diversifikation verschiedener Indizes steht. In Ergänzung zum reinen Gewicht der einzelnen Aktien verwendete er dabei zusätzlich die sogenannte Effective Number of Constituents (ENC) als Diversifikationsmaß. Jakubowski: "Anhand des ENC lässt sich für jeden Aktienindex, ungeachtet seines Gewichtungsschemas, die Anzahl an effektiven Positionen ermitteln, und er erlaubt somit Vergleiche zwischen Indizes hinsichtlich ihrer Diversifikationsbreite."
Dabei zeigt sich: Während etwa der MSCI World mehr als 1500 Aktien und damit deutlich mehr als der europäische Stoxx 600 umfasst, ist die Zahl der effektiven Positionen laut Jakubowski mit 133 zu 131 fast identisch. Auch das Gewicht der Top-Ten-Aktien ist mit 20,1 Prozent und 20,8 Prozent sehr ähnlich. "Eine hohe Anzahl an Aktien muss nicht zwangsläufig eine höhere Diversifikation zur Folge haben", folgert Jakubowski. Besonders hoch ist demnach die Konzentration beim S&P 500 mit gerade einmal 62 effektiven Positionen und einer Top-Ten-Konzentration von 30,6 Prozent.
Herausforderung für aktive, benchmark-orientierte Manager
Besonders kritisch ist laut Jakubowski, dass die Indexkonzentration aktuell so stark wie nie zuvor ist. Dasselbe gilt für den Rendite-Risiko-Beitrag der Top-Ten-Positionen zum globalen Aktienmarkt. Das stellt benchmark-orientierte Investoren vor große Herausforderungen, warnt der Experte. Denn sie können es sich kaum leisten, ganz auf die Mega Caps im Portfolio zu verzichten, zugleich gehen sie aber aufgrund der geringen Indexdiversifikation immer größere Risiken ein. Benchmark-orientierte, aktive Investoren sollten die Mega Caps daher relativ zur Benchmark über- oder untergewichten, anstatt gänzlich außen vor zu lassen. So können sie Jakubowski zufolge gleichzeitig die Auswirkungen des Mega-Cap-Effekts und das relative Risiko senken. (jh)