Roubini: Pest oder Cholera in den USA
US-Ökonom Nouriel Roubini rechnet angesichts kräftiger Zinserhöhungen der Fed mit einer schmerzhaften Rezession in den Vereinigten Staaten. Die Alternative dazu wäre eine anhaltend hohe Inflation.
Nach Ansicht des Ökonomen Nouriel Roubini gibt es angesichts der schärfsten geldpolitischen Straffungen in den USA seit Jahrzehnten zwei Optionen für die amerikanische Wirtschaft: eine harte wirtschaftliche Landung oder eine anhaltend hohe Inflation. "Der Leitzins sollte deutlich über vier Prozent liegen – meiner Meinung nach 4,5 bis fünf Prozent – um die Inflation wirklich in Richtung zwei Prozent zu treiben", sagte der Chef von Roubini Macro Associates zu "Bloomberg TV".
"Wenn das nicht geschieht, werden die Inflationserwartungen aus den Angeln gehoben", sagte Roubini, dessen Vorhersage der Immobilienblase, die zur US-Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt führte, ihm den Spitznamen "Dr. Doom" einbrachte. "Und wenn das passiert, werden wir eine harte Landung erleben. So oder so, entweder es kommt zu einer harten Landung oder die Inflation gerät außer Kontrolle."
Illusorische Erwartung der Märkte
Die jüngsten Veröffentlichungen der US-Notenbank deuten darauf hin, dass der Leitzins bis Ende dieses Jahres etwa 3,375 Prozent und bis Ende 2023 fast 3,8 Prozent erreichen wird. Das ist nach Einschätzung von Roubini nicht restriktiv genug. "Die Erwartung der Märkte, dass die Fed im nächsten Jahr die Zinsen senkt, halte ich für illusorisch."
Roubini stimmt damit in einen Chor prominenter Experten ein, darunter der Chefökonom von Goldman Sachs, Jan Hatzius, die glauben, dass es für die Zentralbank schwierig sein wird, eine tiefe und schmerzhafte Rezession, auch bekannt als harte Landung, zu vermeiden. "In den USA hat die Straffung der Fed immer dann zu einer harten Landung geführt, wenn die Inflation über fünf Prozent und die Arbeitslosigkeit unter fünf Prozent lag", so Roubini. "Mein Basisszenario ist also eine harte Landung." (Bloomberg/ohm)