Draghi lässt Anlegerherzen höher schlagen
Die Inflation im Euroraum verharrt auf einem sehr niedrigen Niveau. Damit sich das ändert, will EZB-Chef Mario Draghi die Geldpolitik weiter lockern. Börsianer spenden ihm fleißig Applaus. Nur einem gefällt die Ankündigung überhaupt nicht.
Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht schon lange, das Inflationsziel von etwa zwei Prozent zu erreichen. Bleibt es bei der aktuell niedrigen Teuerungsrate und den mauen Aussichten für die Wirtschaft im Euroraum, will EZB-Chef Mario Draghi nun stärker eingreifen. Auf der Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra kündigte Draghi gestern (18. Juni) eine weitere Lockerung der Geldpolitik an, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten.
Der EZB-Chef kann sich weitere Zinssenkungen und sogar neue Anleihekäufe vorstellen. "Wir werden alle Flexibilität innerhalb unseres Mandats nutzen, um unseren Auftrag zu erfüllen", sagte Draghi auf der Konferenz. Die Worte des EZB-Chefs entfalteten prompt ihre Wirkung. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank auf ein Rekordtief von minus 0,33 Prozent. Die Aktienmärkte versetzte die Meldung in Kaufrausch: Der Dax stieg wieder auf über 12.000 Punkte.
Trump poltert gegen Draghi
Dass der Euro nach der Ansprache Draghis unter die Marke von 1,12 US-Dollar sank, verärgerte US-Präsident Donald Trump. "Mario Draghi hat gerade angekündigt, dass weiterer Stimulus kommen könnte, was den Euro gegenüber dem Dollar sofort fallen ließ", twitterte Trump nach der Ansprache. Das macht es "ihnen" – vermutlich den Euroländern – zu Unrecht leichter, gegen die USA im Wettbewerb anzutreten, wetterte der US-Präsident weiter. (fp)